Kategorie: A

Bibelsprüche, die mit a beginnen

  • Eine apokalyptische Katastrophe

    Eine apokalyptische Katastrophe


    Der Begriff „apokalyptisch“ stammt vom griechischen Wort apokalypsis und bedeutet „Enthüllung“ oder „Offenbarung“. In der Bibel bezeichnet er meist die dramatischen Visionen von Gottes Eingreifen in die Weltgeschichte, wie sie in den Prophetenbüchern und insbesondere in der Offenbarung des Johannes zu finden sind. Eine apokalyptische Katastrophe ist demnach kein zufälliges Unglück. Sie ist ein Ereignis, das die bestehende Ordnung erschüttert und den Menschen die Endlichkeit, Verwundbarkeit und die Notwendigkeit von Umkehr vor Augen führt.

    Apokalyptische Katastrophen sind geprägt von Gewalt, Chaos und Zerstörung. Erdbeben, Stürme, Feuer oder Kriege werden oft als Symbole verwendet. Sie stellen dann die Folgen menschlicher Schuld, Götzenverehrung oder Ungerechtigkeit dar. In der biblischen Sprache stehen sie für die Durchbrechung der bestehenden Ordnung und die Ankündigung eines neuen göttlichen Plans. Sie wecken Schrecken und Angst, aber auch Hoffnung – denn hinter der Katastrophe verbirgt sich die Zusage, dass Gott schließlich Gerechtigkeit schafft und das Leben erneuert.

    Lösungsansätze

    Solche Ereignisse zeigen die Grenzen menschlicher Kontrolle. Egal wie mächtig oder einflussreich die Menschen sind, eine apokalyptische Katastrophe erinnert daran, dass alles Geschaffene vergänglich ist und dass wir in einer Welt leben, die von Gottes Ordnung abhängt. Sie fordert zur Reflexion über moralisches Handeln, Solidarität und Verantwortung auf. Die Katastrophe ist zugleich ein Spiegel für die gesellschaftliche und persönliche Situation. Ungerechtigkeit, Gier, Gewalt und Gleichgültigkeit haben Konsequenzen, die niemand ignorieren kann.

    In der modernen Welt wird der Begriff „apokalyptisch“ auch für extreme Krisen verwendet. Naturkatastrophen, Klimawandel, Kriege oder Pandemien. Ähnlich wie in der biblischen Tradition erzeugen sie Angst, Unsicherheit und das Gefühl des Kontrollverlusts. Doch sie können auch eine Chance sein. Dann werden sie zur Aufforderung, eigene Prioritäten zu überdenken, Verantwortung zu übernehmen und nachhaltige Lösungen zu suchen.

    Eine apokalyptische Katastrophe ist also mehr als Zerstörung: Sie ist eine dramatische Offenbarung dessen, was auf dem Spiel steht. Sie zeigt die Verwundbarkeit der Welt und den Ernst des Handelns, lädt aber zugleich ein, Hoffnung zu setzen und Verantwortung zu übernehmen. In diesem Spannungsfeld zwischen Angst und Hoffnung, Zerstörung und Neubeginn liegt die tiefere Bedeutung des Apokalyptischen: Es ruft dazu auf, das Leben ernst zu nehmen, moralisch zu handeln und auf Gottes Führung zu vertrauen, selbst in Zeiten größter Bedrängnis.


  • Die apokalyptischen Reiter


    Die apokalyptischen Reiter sind eine der bekanntesten und eindrucksvollsten Visionen aus der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament (Offenbarung 6,1–8). Sie treten auf, wenn das Lamm – ein Symbol für Christus – die ersten vier der sieben Siegel öffnet. Jeder Reiter verkörpert eine Form von Gericht und Krise, die das Ende der Welt und das Eingreifen Gottes ankündigen. Die Darstellung der Reiter ist symbolisch, doch ihre Botschaft ist klar: Sie zeigen die dramatischen Folgen von menschlichem Handeln, Ungerechtigkeit und Sünde, und sie mahnen zur Wachsamkeit und Umkehr.

    Der erste Reiter sitzt auf einem weißen Pferd und trägt einen Bogen. Er wird oft als Symbol für Eroberung oder Krieg interpretiert. Seine Ankunft kündigt den Beginn von Konflikten und Machtkämpfen an, die die Welt ins Wanken bringen. Der zweite Reiter auf einem roten Pferd steht für Krieg und Blutvergießen; sein Schwert verheißt Gewalt und Zerstörung, die Menschen und Nationen erschüttern. Der dritte Reiter auf einem schwarzen Pferd trägt eine Waage, ein Zeichen für Hunger, Mangel und wirtschaftliche Not. Der vierte Reiter auf einem fahlen Pferd wird mit Tod und Hades verbunden – Krankheit, Pestilenz und Sterben folgen seinem Weg.

    Diese vier Reiter sind ein eindrückliches Bild für die grundlegenden Bedrohungen, die Menschheit und Schöpfung heimsuchen können: Krieg, Hunger, Krankheit und Tod. Sie symbolisieren sowohl historische Ereignisse, wie sie zu Zeiten der Offenbarung aktuell waren, als auch universelle menschliche Erfahrungen von Leid und Bedrängnis. Die Apokalypse nutzt starke Bilder, um die Dramatik und die Ernsthaftigkeit der Situation zu verdeutlichen, in der die Menschen ohne Gottes Eingreifen dem Untergang ausgeliefert wären.

    Bild und Aufforderung

    Die apokalyptischen Reiter haben aber nicht nur eine warnende Funktion, sondern auch eine theologische Botschaft: Hinter dem Chaos, das sie verkörpern, steht die Gewissheit, dass Gott die Welt lenkt. Die Reiter zeigen die Konsequenzen von Sünde und Ungerechtigkeit, aber zugleich verweisen sie auf das endgültige Eingreifen Gottes, das Gerechtigkeit, Ordnung und Heil bringt. Das Bild der Reiter fordert die Leserinnen und Leser auf, ihr Leben im Licht Gottes zu reflektieren, Verantwortung zu übernehmen und auf seine rettende Macht zu vertrauen.

    Heute werden die apokalyptischen Reiter oft als Symbol für extreme Krisen, Katastrophen oder gesellschaftliche Bedrohungen genutzt. Sie erinnern uns daran, dass die Welt verletzlich ist, dass menschliches Handeln Folgen hat, und dass Hoffnung, Umkehr und Gerechtigkeit untrennbar miteinander verbunden sind. Die Reiter mahnen zur Wachsamkeit, doch sie zeigen auch, dass Gottes Plan trotz Chaos und Zerstörung besteht – und dass am Ende Gerechtigkeit und Frieden triumphieren werden.


  • Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.

    Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen. 2.Thes.2,10

    Der Apostel Paulus spricht in seinem zweiten Brief an die Thessalonicher ein Thema an, das in allen Zeiten aktuell geblieben ist: die Verantwortung des Einzelnen für Arbeit und Versorgung. In 2. Thessalonicher 3,10 heißt es:

    Denn auch als wir bei euch waren, geboten wir euch dies: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“

    Dieser Vers steht in einem Brief, der sich an eine junge Gemeinde richtet, die sich mit Fragen der Gemeinschaft, der Erwartung der Wiederkunft Christi und des täglichen Lebens auseinandersetzt. Paulus warnt vor Trägheit und Unverantwortlichkeit. In der Gemeinde gab es offenbar Menschen, die aus falsch verstandener Erwartung auf das baldige Kommen Christi aufgehört hatten, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Paulus macht klar: Glaube entbindet nicht von der Pflicht zur Arbeit.

    Der Vers verbindet Glauben und Verantwortung. Christsein bedeutet nicht, dass man auf äußere Mühe verzichten kann. Wer Teil der Gemeinschaft ist, trägt Verantwortung – für sich selbst, für andere und für die Ordnung der Gemeinde. Arbeit ist sowohl Mittel der Versorgung als auch Ausdruck von Gottes Gebot, dass der Mensch aktiv sein Leben gestalten und sich nützlich machen soll.

    Biblisch gesehen knüpft dieser Grundsatz an andere Texte an, die Arbeit als gottgewollten Teil menschlichen Lebens betonen. Bereits in 1. Mose 3,19 wird die Arbeit als Mühsal nach dem Sündenfall beschrieben, aber auch als Berufung, die Schöpfung zu bewahren. In 2. Thessalonicher 3 wird diese Pflicht konkret auf die Gemeinschaft bezogen. Wer sich weigert, seinen Teil beizutragen, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch die Ordnung und das Vertrauen innerhalb der Gemeinde.

    Paulus gibt in den folgenden Versen (2. Thess 3,11–12) Anweisungen, wie die Gemeinde auf solche Trägheit reagieren soll. Nicht mit Gewalt, sondern durch Ermahnung, um den Einzelnen zur Arbeit und zum geordneten Leben zu bewegen. So wird die soziale Verantwortung in den Dienst der Gemeinschaft gestellt. Die christliche Perspektive verbindet individuelle Pflicht mit Solidarität. Jeder trägt bei, damit niemand ohne Hilfe bleibt, und die Gemeinschaft stark bleibt.

    Arbeit heute

    In der heutigen Zeit hat dieser Vers eine besondere Relevanz. In modernen Gesellschaften gibt es Debatten über Arbeit, soziale Sicherheit und Eigenverantwortung. Paulus’ Mahnung erinnert daran, dass Arbeit nicht nur Mittel zum Lebensunterhalt ist. Die eigene Arbeit ist auch ein Ausdruck von Würde, Teilhabe und Verantwortung. Gleichzeitig fordert der Vers zur Balance zwischen Pflicht und Barmherzigkeit auf. Wer nicht arbeiten kann, weil er krank oder hilfsbedürftig ist, bleibt in der Fürsorge der Gemeinschaft geschützt . Hier zeigt sich die christliche Ethik der Solidarität.

    Insgesamt verbindet 2. Thessalonicher 3,10 zwei zentrale Gedanken: Arbeit ist eine Pflicht. Sie ist ein Teil der göttlichen Ordnung und des geordneten Lebens, und Christliche Gemeinschaft lebt von der Mitverantwortung aller. Wer sich entzieht, schadet nicht nur sich selbst, sondern auch der Gemeinschaft. Wer arbeitet, lebt im Einklang mit Gottes Gebot, trägt zur Ordnung und zum Wohl anderer bei und wird gleichzeitig in seiner eigenen Würde gestärkt.

  • Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert

    Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert nach Lukas 10,7; und 1. Tim. 5,18


    In Lukas 10,7 spricht Jesus zu seinen Jüngern:
    „In derselben Stadt aber bleibt bei ihnen und esst und trinkt, was sie haben; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“

    Ähnlich heißt es in 1. Timotheus 5,18:
    „Denn die Schrift sagt: ‚Du sollst dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden‘, und: ‚Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.‘“

    Beide Bibelstellen betonen ein einfaches, aber tiefes Prinzip: Wer arbeitet, hat Anspruch auf angemessene Anerkennung und Entlohnung. Jesus spricht dies im Kontext der Aussendung seiner Jünger aus. Sie sollen von der Gastfreundschaft der Menschen leben, die sie aufnehmen, und nicht umsonst arbeiten. Das Leben der Verkündigung, das sie führen, ist Arbeit – geistliche Arbeit, die Zeit, Energie und Hingabe erfordert – und diese Arbeit verdient Wertschätzung und Unterstützung.

    Auch Paulus greift dieses Prinzip in 1. Timotheus auf, um für gerechte Behandlung von Arbeitern, Lehrern und Gemeindeleitern zu werben. Ein Arbeiter, egal ob im physischen oder geistlichen Bereich, darf nicht ausgebeutet werden. Sein Einsatz muss anerkannt und belohnt werden. Die beiden Bibelstellen verbinden damit praktische Ethik und geistliche Verantwortung. Arbeit ist kein Selbstzweck, sondern eine Leistung, die dem Leben anderer dient und deshalb respektiert werden muss.

    Das Prinzip „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert“ hat bis heute Relevanz. Es erinnert an die Würde der Arbeit, egal ob handwerklich, geistlich oder gesellschaftlich. Wer arbeitet – sei es im Beruf, im Ehrenamt oder in der Familie – hat Anspruch auf Anerkennung, Schutz und faire Entlohnung. In der Bibel wird dies nicht als Recht auf Luxus dargestellt, sondern als Wertschätzung für den Beitrag, den Menschen leisten. Arbeit ist Einsatz, Verantwortung und Dienst; und Gott selbst achtet darauf, dass dieser Einsatz nicht umsonst bleibt.

    Arbeit verdient Achtung

    Darüber hinaus trägt das Prinzip eine moralische Dimension: Es ruft dazu auf, gerecht und verantwortungsvoll mit anderen umzugehen. Wer Arbeit leistet, darf nicht übergangen oder schlecht behandelt werden. Wer selbst Ressourcen hat, soll den Arbeitenden unterstützen. Im geistlichen Kontext bedeutet dies auch, dass Gemeindeleiter und Verkünder des Evangeliums ihre Arbeit nicht ohne Fürsorge und Wertschätzung leisten sollten.

    Zusammengefasst zeigt Lukas 10,7 und 1. Timotheus 5,18, dass Arbeit Anerkennung verdient, dass Einsatz und Verantwortung nicht selbstverständlich hingenommen werden dürfen und dass Gerechtigkeit in der Behandlung der Arbeitenden ein Gebot Gottes ist. „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert“ – dies ist ein Leitgedanke für das menschliche Miteinander, für wirtschaftliches Handeln, für kirchliche Gemeinschaften und für jede Form von Engagement im Alltag. Arbeit ist wertvoll, und wer arbeitet, soll in Würde und Dankbarkeit gesehen werden.


  • Eine Arche sein

    Eine Arche sein 1. Mose 6-9


    Die Erzählung von Noah und der Arche in 1. Mose 6–9 gehört zu den bekanntesten Geschichten der Bibel. Gott sieht, dass die Menschen in Bosheit und Gewalt versunken sind. Er beschließt also, die Erde durch eine große Flut zu reinigen. Doch Noah findet Gnade vor Gottes Augen, weil er gerecht und treu ist. Gott befiehlt ihm, eine Arche zu bauen. Einen riesigen Kasten, der Noah, seine Familie und je ein Paar aller Tierarten retten soll. Die Arche wird zum Symbol für Schutz, Rettung und göttliche Bewahrung inmitten der Zerstörung.

    „Eine Arche sein“ kann daher auch im übertragenen Sinn verstanden werden. Wie Noahs Rettungsarche in der Flut ist, kann ein Mensch oder eine Gemeinschaft Zuflucht, Schutz und Hoffnung für andere sein. In einer Welt voller Chaos, Gewalt oder Bedrohung bedeutet „eine Arche sein“, Verantwortung zu übernehmen, anderen Sicherheit zu geben und sie durch stürmische Zeiten zu begleiten. Noah wird nicht als Held durch Kampf oder Macht gerettet, sondern durch Gehorsam, Glaube und sorgfältige Vorbereitung. Ebenso kann man heute durch Treue, Mitgefühl und Einsatz für andere zu einer „Arche“ werden.

    Noahs Rettungsarche erinnert auch an die Idee der Bewahrung von Leben und Werten. Noah sammelt Tiere aller Arten – Symbol für die Vielfalt der Schöpfung, die Gott anvertraut ist. Wer „eine Arche“ ist, schützt, bewahrt und sorgt dafür, dass das Leben weitergeht – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne: Menschen, Natur, Beziehungen, Hoffnung. In einer Zeit, in der Menschen oft aneinander vorbeileben, Konflikte und Katastrophen auftreten, ist die Aufgabe, „Arche“ zu sein, aktueller denn je.

    Hoffnung für viele

    Die Geschichte endet mit dem Regenbogen, dem Zeichen des Bundes zwischen Gott und der Erde. Wer „Arche“ ist, wird Teil dieser Hoffnung: Durch Schutz, Fürsorge und Treue entstehen Orte der Sicherheit und des Neubeginns, an denen Leben gedeihen kann. Noahs Gehorsam zeigt, dass es Mut, Ausdauer und Vertrauen braucht, um in schwierigen Zeiten Rettung zu ermöglichen.

    „Eine Arche sein“ ist somit ein Bild für Verantwortung, Schutz und Hoffnung. Es lädt dazu ein, in der Welt nicht wegzuschauen, sondern aktiv Rettung, Beistand und Geborgenheit zu bieten – wie Noah, der der Flut trotzte und so neues Leben ermöglichte. Noahs Rettungsarche wird zum Symbol dafür, dass Menschen durch ihr Handeln einen Unterschied machen können und dass Glaube, Einsatz und Mitgefühl selbst in den größten Stürmen Zuflucht schaffen.


  • Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn

    Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn nach Sprüche 19,17


    In Sprüche 19,17 heißt es:
    „Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn, und er wird ihm seine Wohltat vergelten.“

    Dieser Vers ist ein klarer Aufruf zu Mitgefühl und Nächstenliebe. Wer den Bedürftigen hilft, der handelt nicht nur human oder sozial verantwortlich, sondern er tut etwas, das direkt in der Beziehung zu Gott steht. Das Bild des „Leihens an den Herrn“ macht deutlich: Jeder Akt der Fürsorge für einen Armen ist zugleich ein Akt der Gottesdienstes. Wer gibt, tut es nicht nur für den Menschen, sondern für Gott selbst.

    Die Bibel verbindet in diesem Vers soziale Verantwortung und spirituelle Haltung. Mitgefühl ist kein optionaler moralischer Zusatz, sondern eine zentrale Forderung des Glaubens. Die Armen und Schwachen sind ein Spiegel der göttlichen Fürsorge. Wer ihnen Gutes tut, beteiligt sich an Gottes Wirken. Dabei geht es nicht nur um Geld: Zeit, Aufmerksamkeit, ein offenes Ohr oder tatkräftige Hilfe sind ebenso Ausdruck der Erbarmung.

    Interessant ist auch der Gedanke der Vergeltung Gottes: Wer einem Armen hilft, wird selbst gesegnet. Das bedeutet nicht unbedingt materiellen Reichtum oder einfachen Vorteil, sondern dass Gott die Gaben und das Mitgefühl seines Dieners auf irgendeine Weise bestätigt und belohnt. Es entsteht eine Beziehung des Gebens und Empfangens – ein Kreislauf von Fürsorge, der Leben bereichert und Gemeinschaft stärkt.

    Nächstenliebe und Fürsorge

    Der Vers spricht zudem von Haltung und innerer Einstellung. Wer sich „erbarmt“, handelt aus echter Anteilnahme, nicht aus Zwang oder Selbstdarstellung. Es geht um Ehrlichkeit, Demut und den Willen, die Not anderer zu lindern. In einer Welt, in der Egoismus und Gleichgültigkeit oft vorherrschen, ist dieser Spruch eine starke Mahnung. Soziale Gerechtigkeit ist nicht nur menschliche Pflicht, sondern Teil der Gottesbeziehung.

    „Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn“ erinnert uns also daran, dass Nächstenliebe über die zwischenmenschliche Ebene hinausreicht. Jeder Akt der Fürsorge ist ein Beitrag zur göttlichen Ordnung, ein Ausdruck von Glauben, Vertrauen und Verantwortung. Wer das beherzigt, erfährt, dass Mitgefühl nicht nur die Schwachen stärkt, sondern auch das eigene Herz öffnet und den Menschen näher zu Gott bringt.


  • Hilf dir selber, bevor du andere arzneiest

    Hilf dir selber, bevor du andere arzneiest nach Sirach 18,20 (Luther 1912)


    In Sirach 18,20 heißt es sinngemäß:
    „Wer gesund ist, soll sich selbst pflegen, bevor er andere heilt.“

    Dieser Vers aus dem Buch Jesus Sirach betont die Bedeutung von Selbstfürsorge und innerer Gesundheit. Bevor jemand anderen helfen, heilen oder unterstützen kann, muss er sich selbst um sein eigenes Wohl kümmern. Wer müde, krank oder geistig erschöpft ist, kann seine Fähigkeiten nicht voll entfalten und läuft Gefahr, anderen unzureichend oder sogar schädlich beizustehen.

    Das Prinzip „Hilf dir selber“ bedeutet nicht Egoismus, sondern Verantwortung. Es geht darum, Kräfte zu bewahren, sich zu stärken und sich selbst zu achten, damit man die eigene Aufgabe mit Klarheit, Geduld und Mitgefühl erfüllen kann. Schon Jesus und die Propheten betonen, dass Menschen für sich selbst Sorge tragen sollen, um fähig zu sein, anderen zu dienen. Körperliche Gesundheit, geistige Balance und seelische Stabilität sind Voraussetzungen für nachhaltige Hilfe.

    Der Vers kann auch als Lebensregel für den Alltag verstanden werden. Wer sich selbst vernachlässigt – durch Überarbeitung, innere Unruhe oder Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse – riskiert, dass das Helfen zu einer Belastung wird. Selbstfürsorge bedeutet, Grenzen zu erkennen, Ruhezeiten zu nutzen, sich Nahrung, Bewegung und geistliche Stärkung zu gönnen. Nur wer innerlich gefestigt ist, kann effektiv und liebevoll auf andere eingehen.

    Darüber hinaus enthält der Vers eine moralische Dimension: Wer seine eigenen Bedürfnisse achtet, handelt auch verantwortungsvoll gegenüber anderen. Er schützt sie davor, dass seine Unausgeglichenheit oder Schwäche Schaden anrichtet. Das Sprichwort erinnert daran, dass Hilfe, die aus Erschöpfung oder Selbstvernachlässigung heraus gegeben wird, oft wirkungslos oder schädlich ist.

    „Hilf dir selber, bevor du andere behandelst“ ist somit ein Ausdruck von Weisheit und Vorsorge. Es ist ein Aufruf, für sich selbst zu sorgen, um fähig zu sein, anderen wirklich Gutes zu tun. Wer diese Balance findet, erlebt, dass Selbstfürsorge und Nächstenliebe sich nicht widersprechen, sondern einander ergänzen. Erst wer sich selbst stützt, kann als zuverlässige Hilfe für andere wirken und nachhaltige Unterstützung schenken.


  • Arzt, hilf dir selber

    Arzt, hilf dir selber nach Lukas 4,23


    In Lukas 4,23 sagt Jesus zu den Menschen in seiner Heimatstadt Nazareth:
    „Ihr werdet mir freilich das Sprichwort vorhalten: Arzt, hilf dir selber! Tu auch hier in deiner Vaterstadt alles, was wir gehört haben, dass es in Kapernaum geschehen ist.“

    Mit diesen Worten greift Jesus ein bekanntes Sprichwort auf, das bis heute sprichwörtlich geblieben ist. Es bedeutet: Wer anderen helfen will, soll zuerst bei sich selbst beginnen. In der Situation in Nazareth begegnet Jesus aber nicht Bewunderung, sondern Skepsis. Die Menschen erwarten, dass er Wunder wirkt, um sich zu beweisen – sie fordern ihn heraus: Wenn du wirklich Gottes Sohn bist, dann zeig es uns! Doch Jesus macht deutlich, dass echter Glaube nicht auf Beweise, sondern auf Vertrauen gründet.

    Ehrliche Selbstreflexion

    Das Sprichwort „Arzt, hilf dir selber“ erhält in diesem Zusammenhang eine tiefere Bedeutung. Es erinnert einerseits daran, dass jeder Mensch zuerst auf sich selbst schauen soll. Wer anderen helfen oder sie leiten will, muss selbst heil und ehrlich sein. Nur wer sich seiner eigenen Schwächen bewusst ist, kann glaubwürdig helfen. Andererseits weist es auf die Versuchung hin, Gottes Wirken auf äußerliche Zeichen und Beweise zu reduzieren. Die Menschen in Nazareth wollten Jesus nicht als den erkennen, der er wirklich war – den von Gott Gesandten –, sondern sie wollten Sensationen.

    Jesus macht klar: Heilung beginnt im Herzen, nicht in äußeren Wundern. „Arzt, hilf dir selber“ kann also auch heißen: Kümmere dich um dein eigenes Herz, bevor du andere richtest oder Wunder erwartest. Es ist ein Aufruf zur Selbstprüfung und zur inneren Aufrichtigkeit. Glaube bedeutet, Gott zu vertrauen, auch wenn man keine Beweise sieht.

    Im übertragenen Sinn fordert uns der Vers heraus, Verantwortung für unser eigenes Leben zu übernehmen. Wer Frieden, Heilung oder Veränderung in der Welt will, muss zuerst bereit sein, sich selbst zu verändern. Wie ein Arzt, der zuerst seine eigene Wunde versorgt, bevor er andere behandelt, so soll auch der Mensch auf seine Seele achten, bevor er anderen Ratschläge gibt.

    „Arzt, hilf dir selber“ ist daher nicht nur eine skeptische Redewendung, sondern eine Einladung zu Selbstreflexion und Echtheit. Sie ruft dazu auf, Glaube, Worte und Taten in Einklang zu bringen und Heilung nicht nur nach außen, sondern auch im eigenen Inneren zu suchen. So wird der Mensch fähig, wirklich zu helfen – nicht aus Stolz oder Selbstrechtfertigung, sondern aus echter Liebe und innerer Stärke.


  • Asche auf mein Haupt

    Asche auf mein Haupt nach 2.Samuel 13,18-19


    In 2. Samuel 13,18–19 lesen wir von Tamar, der Tochter König Davids, die nach einem schweren Unrecht in tiefer Trauer und Scham zurückbleibt. Dort heißt es:
    „Tamar legte Asche auf ihr Haupt, zerriss das lange Kleid, das sie trug, und legte die Hand auf den Kopf und ging schreiend davon.“

    Das Bild der „Asche auf dem Haupt“ ist ein starkes Symbol biblischer Trauer und Buße. In der Kultur des Alten Testaments war es üblich, sich Asche auf den Kopf zu streuen oder in Sack und Asche zu kleiden, um Schmerz, Schuld oder tiefe Demütigung auszudrücken. Asche steht für Vergänglichkeit. Sie erinnert daran, dass der Mensch Staub ist und zum Staub zurückkehrt. Wer sich Asche auf das Haupt legt, zeigt, dass er die eigene Ohnmacht erkennt und seine Not vor Gott und den Menschen bekennt.

    Tamar trägt Asche als Zeichen ihrer Trauer und ihrer Verletzung. Sie drückt damit nicht nur Schmerz, sondern auch Würde aus – sie verschweigt nicht, was geschehen ist, sondern macht ihren Zustand sichtbar. In ihrer Geste steckt zugleich Anklage und Klage. Sie zeigt der Welt, dass ihr Unrecht widerfahren ist, und ruft nach Gerechtigkeit.

    Der Wunsch nach Heilung

    „Asche auf mein Haupt“ ist so zu einem geflügelten Ausdruck geworden für das Eingeständnis von Schuld oder Scham. Wer diese Worte sagt, bekennt, dass etwas falsch gelaufen ist, dass man versagt hat oder Leid verursacht wurde. Es ist ein Ausdruck von Reue, aber auch von dem Wunsch nach Vergebung und Wiederherstellung. In der Bibel ist das Bekenntnis der Schuld nie das Ende, sondern immer der Beginn eines neuen Weges – der Weg der Umkehr, der Heilung und der Versöhnung.

    Die Asche erinnert also nicht nur an Leid und Trauer. Sie erinnert auch an die Hoffnung auf Reinigung. Aus Asche kann Neues entstehen – wie die Erde nach einem Brand wieder Frucht bringt. Wer „Asche auf sein Haupt“ legt, zeigt, dass er bereit ist, die Wahrheit anzunehmen, Verantwortung zu tragen und sich dem göttlichen Gericht, aber auch der göttlichen Gnade zu öffnen.

    So steht der Ausdruck „Asche auf mein Haupt“ für eine tiefe menschliche Erfahrung: das Eingeständnis von Schuld, das Ringen um Würde nach Unrecht, und die Hoffnung, dass aus Schmerz und Scham wieder Heil werden kann. Tamar wird damit zu einer Stimme für alle, die Leid erfahren haben – und zu einem Zeichen, dass auch im tiefsten Schmerz die Wahrheit ausgesprochen werden darf und daraus ein neuer Anfang erwachsen kann.


  • Wie seinen Augapfel hüten

    Wie seinen Augapfel hüten 5.Mo:32,10; Ps.17,18


    In 5. Mose 32,10 heißt es über das Volk Israel:
    „Er fand ihn in der Wüste, in der Öde voll Geheul; er umgab ihn, gab auf ihn acht, er behütete ihn wie seinen Augapfel.“

    Und in Psalm 17,8 bittet David:
    „Behüte mich wie den Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.“

    Beide Verse gebrauchen ein zärtliches, aber zugleich starkes Bild: den Augapfel – das empfindlichste und schützenswerteste Organ des Menschen. Schon eine kleine Verletzung des Auges kann schmerzhaft oder gefährlich sein. Wenn also die Bibel sagt, Gott behüte sein Volk „wie seinen Augapfel“, dann drückt das eine außergewöhnlich enge, liebevolle und fürsorgliche Beziehung aus. Es bedeutet: Gott schützt seine Menschen mit derselben Sorgfalt, mit der man das eigene Auge schützt – mit Wachsamkeit, Zärtlichkeit und beständiger Aufmerksamkeit.

    In 5. Mose 32,10 wird erzählt, wie Gott Israel durch die Wüste führte, es umgab, bewahrte und nährte. Der Ausdruck „wie seinen Augapfel“ betont, dass Gottes Schutz nicht zufällig oder oberflächlich ist, sondern tief aus seiner Liebe entspringt. Israel war nicht perfekt, aber Gott blieb treu. Er hielt seine Hand über sein Volk, auch wenn es durch schwierige und gefährliche Zeiten ging.

    In Psalm 17,8 wird dieses Bild zu einem persönlichen Gebet. David fleht um Gottes Schutz in Bedrängnis. Er weiß: Wie das Auge ständig geschützt wird, so braucht auch der Mensch Gottes ununterbrochene Bewahrung. Das Auge kann sich nicht selbst verteidigen – es ist auf den Schutz der Lider angewiesen. Ebenso ist der Mensch auf Gottes Nähe angewiesen, die ihn vor dem Bösen, vor Angst und vor innerer Zerrissenheit bewahrt.

    Auf etwas aufpassen

    „Wie seinen Augapfel hüten“ bedeutet also, etwas als besonders kostbar zu betrachten und mit höchster Achtsamkeit zu schützen. So wie Gott mit seinem Volk umgeht, sollen auch Menschen miteinander umgehen – sorgsam, respektvoll, liebevoll. Jeder Mensch ist für Gott wie ein Augapfel: einmalig, empfindsam und unendlich wertvoll.

    Dieses Bild erinnert uns daran, dass Schutz und Fürsorge göttliche Tugenden sind, die auch unser Handeln prägen sollen. Wer andere „wie seinen Augapfel“ behandelt, sieht sie nicht als Mittel zum Zweck, sondern als Menschen mit Würde und Wert. In einer Zeit, in der oft Gleichgültigkeit und Härte herrschen, ist diese biblische Metapher ein Aufruf zu Achtsamkeit, Liebe und Verantwortung – und ein Trost: Denn Gott selbst behütet uns wie seinen Augapfel, Tag für Tag.


  • Auge um Auge, Zahn um Zahn

    Auge um Auge, Zahn um Zahn 2.Mose21,23-25; 3.Mose24,20; 5.Mose 19,21; mt.5,38


    Der Satz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ gehört zu den bekanntesten Bibelworten überhaupt. Er stammt ursprünglich aus dem Alten Testament – genauer aus 2. Mose 21,23–25, 3. Mose 24,20 und 5. Mose 19,21. Dort heißt es:
    „Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß.“

    Dieser Grundsatz heißt auch „Talionsprinzip“ (vom lateinischen lex talionis, das Gesetz der Vergeltung). Er bedeutet nicht, dass Menschen sich willkürlich rächen sollen, sondern dass Strafe und Schaden in einem gerechten Verhältnis zueinander stehen müssen. Es war eine Regel zur Begrenzung von Gewalt. In einer Zeit, in der Blutrache üblich war, sollte dieses Gesetz verhindern, dass übertriebene Rache einen kleinen Schaden beantwortete. Wer also Unrecht erlitt, durfte nicht mehr fordern, als ihm genommen worden war. Es ging um Gerechtigkeit, nicht um Vergeltung aus Wut.

    Das Alten Testament betont dieses Prinzip immer wieder, um Ordnung und Maß zu schaffen. Es war ein Fortschritt gegenüber früheren Sitten, weil es das Maß der Strafe begrenzte. Dadurch legte man das Recht in die Hände der Gemeinschaft – nicht des Einzelnen. „Auge um Auge“ war also ursprünglich ein Schutzgesetz, kein Aufruf zur Gewalt.

    Doch im Neuen Testament greift Jesus diesen Spruch in Matthäus 5,38 auf und führt ihn weiter. Er sagt:
    „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn.‘ Ich aber sage euch: Widersteht dem Bösen nicht mit Gewalt.“
    Damit stellt Jesus das Prinzip der Vergeltung in ein neues Licht. Er ruft nicht zur Schwäche auf, sondern zu einer höheren Form der Gerechtigkeit – der Liebe und Vergebung. Jesus zeigt, dass wahre Stärke darin liegt, auf Gewalt nicht mit Gegengewalt zu antworten, sondern mit Güte, Geduld und Mut.

    So wird aus dem alten Gesetz der Vergeltung das Gebot der Barmherzigkeit. Während das Alte Testament die Maßlosigkeit der Rache eindämmte, lehrt Jesus, sie zu überwinden. Die Gerechtigkeit Gottes zeigt sich nicht in Vergeltung, sondern in Vergebung.

    „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ erinnert uns daher heute an zwei Dinge: an die Notwendigkeit von Gerechtigkeit und an den höheren Ruf zur Liebe. Gerechtigkeit braucht klare Grenzen, aber sie findet ihre Vollendung erst dort, wo Menschen fähig sind, Böses nicht mit Bösem zu vergelten, sondern mit Gutem. So wird der alte Spruch, der einst Ordnung schuf, durch Jesus zur Einladung zu einem neuen, friedvollen Miteinander.


  • Ein Auge auf etwas werfen

    Ein Auge auf etwas werfen Dan 13,8-9


    Daniel 13,8–9 erzählt über zwei Richter Israels.
    „Als sie Susanna täglich hereingehen und umherwandeln sahen, warfen sie ihre Augen auf sie und entbrannten in Begierde nach ihr. Sie kehrten ihre Gedanken ab, dass sie nicht recht und gerecht urteilen sollten. Und sie vergaßen, dass Gott alles sieht.“

    Die Geschichte von Susanna und den beiden Alten ist eine eindrückliche Erzählung über Versuchung, Machtmissbrauch und die Gefahr, sich von Begierde und falschen Blicken leiten zu lassen. Der Ausdruck „ein Auge auf etwas werfen“ bedeutet hier nicht nur, jemanden zu betrachten, sondern sich etwas in Besitz wünschen zu wollen – mit einem Blick, der nicht mehr rein, sondern eigennützig ist. In diesem Fall führt der Blick der Alten in die Sünde: Sie lassen sich von ihrer Lust beherrschen, vergessen Gerechtigkeit und verlieren den Blick für das, was gut und wahr ist.

    Das „Auge“ spielt in der Bibel oft eine symbolische Rolle. Es steht für Erkenntnis, Aufmerksamkeit, aber auch für Versuchung und Begehren. Was der Mensch anschaut, darauf richtet sich auch sein Herz. In Daniel 13 zeigen es die „Augen“ der beiden Richter. Das Böse beginnt oft mit einem falschen Blick, mit einem Gedanken oder einem Wunsch, der ungeprüft bleibt. Was als kurzer Blick beginnt, kann zu Ungerechtigkeit und Schuld führen, wenn der Mensch seine inneren Grenzen verliert.

    Die Geschichte erinnert daran, dass Verantwortung nicht nur in Taten, sondern auch in Gedanken beginnt. Wer „ein Auge auf etwas wirft“, soll prüfen, ob sein Blick von Respekt, Liebe und Reinheit geprägt ist – oder von Besitzdenken und Gier. In Daniel 13 werden die Alten schließlich entlarvt, und Susanna wird durch Gottes Eingreifen und Daniels mutige Rede gerettet. Damit wird deutlich: Gott sieht, was im Verborgenen geschieht, und sein Blick ist gerecht und heilend.

    Im übertragenen Sinn ruft uns die Geschichte dazu auf, bewusst zu sehen – nicht mit begehrlichen oder neidischen Augen, sondern mit einem Blick der Achtung. „Ein Auge auf etwas werfen“ kann auch bedeuten, sich etwas mit Fürsorge, Interesse und Verantwortung zuzuwenden. Es kommt darauf an, wie man schaut.

    So erinnert Daniel 13,8–9 daran, dass der Blick des Menschen nicht neutral ist. Er kann zerstören oder heilen, verletzen oder trösten. Wer lernt, mit den Augen des Herzens zu sehen, der bleibt gerecht, ehrlich und wahrhaftig – und bewahrt den inneren Frieden, den Gott schenkt, wenn man mit reinem Blick durchs Leben geht.


  • Vor jemandes Auge Gnade finden

    Vor jemandes Auge Gnade finden nach Gen. 18,2-3


    In 1. Mose (Genesis) 18,2–3 wird erzählt, wie Abraham drei Männer vor seinem Zelt sieht:
    „Und er hob seine Augen auf und sah: Siehe, drei Männer standen vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde. Und er sprach: Herr, habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so geh nicht an deinem Knecht vorüber.“

    Diese Szene ist eine der schönsten Geschichten der Gastfreundschaft in der Bibel. Abraham erkennt in den drei Fremden – ohne es zunächst zu wissen – Boten Gottes. Mit großer Ehrerbietung begegnet er ihnen, bietet ihnen Wasser, Ruhe und Mahlzeit an. Seine Worte „Habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen“ drücken eine tiefe Haltung aus: Demut, Achtung und den Wunsch, in den Augen des anderen Wohlwollen zu erfahren.

    In der biblischen Sprache bedeutet „vor jemandes Auge Gnade finden“, dass man Wohlwollen, Annahme oder Barmherzigkeit erfährt. Es geht nicht nur um menschliches Gefallen, sondern um eine Begegnung, in der das Herz des anderen offen ist. Vor den „Augen“ eines Menschen Gnade zu finden heißt: gesehen und angenommen zu werden – mit allen Stärken und Schwächen.

    Abraham zeigt in dieser Begegnung ein Herz voller Vertrauen und Respekt. Er sucht nicht nur das Wohl der Gäste, sondern öffnet sich selbst. Diese Haltung spiegelt auch die Beziehung zwischen Gott und Mensch wider: Der Mensch lebt davon, dass Gott ihn ansieht – nicht mit Härte, sondern mit Gnade. Gottes Blick ist ein Blick der Liebe, der den Menschen annimmt und ihm Würde schenkt.

    „Gnade finden vor jemandes Auge“ kann auch im menschlichen Miteinander eine große Bedeutung haben. Wer anderen mit Achtung begegnet, kann selbst Gnade erfahren – Verständnis, Vergebung, Freundlichkeit. Oft entscheidet der Blick, mit dem man den anderen ansieht, darüber, ob Gnade oder Ablehnung entsteht. Ein gütiger Blick öffnet Herzen, ein harter verschließt sie.

    Die Geschichte aus Genesis 18 erinnert uns daran, dass Gnade immer in der Begegnung geschieht. Abraham erfährt in seiner offenen, demütigen Haltung, dass Gott ihm nahe ist – gerade in den Fremden. Gnade ist also nicht etwas, das man sich verdient, sondern das man empfängt, wenn man mit offenem Herzen schaut und handelt.

    So lädt uns dieser Text ein, selbst Menschen zu werden, die Gnade gewähren und suchen – die mit wachem Blick, offenem Herzen und ehrlicher Gastfreundschaft durchs Leben gehen. Denn wer vor Gottes Augen Gnade findet, lernt, auch andere mit gütigen Augen zu sehen.


  • Alle Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit

    Alle Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Psalm 145,15


    Alle Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit.“ – Mit diesen Worten beschreibt der Psalmist das tiefe Vertrauen der Schöpfung auf Gott. In Psalm 145 lobt David die Güte und Fürsorge des Herrn, der alles Leben erhält. Der Vers zeigt in wenigen Worten ein Bild großer Geborgenheit: Alles, was lebt, schaut erwartungsvoll auf Gott, und Gott antwortet, indem er zur rechten Zeit versorgt.

    Dieses Warten ist kein ängstliches oder passives Warten, sondern ein Ausdruck von Vertrauen. Wie Kinder, die sich darauf verlassen, dass ihre Eltern sie nähren, so vertraut die ganze Schöpfung darauf, dass Gott zur rechten Zeit gibt, was nötig ist. Nicht früher und nicht später, sondern „zu seiner Zeit“ – im richtigen Moment. Dieser Satz ist eine Erinnerung daran, dass Gottes Zeit oft anders ist als unsere. Wir möchten oft sofortige Erfüllung, schnelle Antworten und Sicherheit. Doch Psalm 145 erinnert uns: Gott handelt treu, aber in seinem Rhythmus, nicht in unserem.

    Die „Augen“, von denen der Psalm spricht, stehen für Erwartung, Hoffnung und Aufmerksamkeit. Sie richten sich nicht auf sich selbst, sondern auf den Geber des Lebens. In diesem Blick liegt eine Haltung der Demut und Dankbarkeit. Alles Leben hängt von Gott ab – Mensch, Tier und Natur. Jeder Atemzug, jede Mahlzeit, jeder neue Tag ist ein Geschenk aus seiner Hand.

    Gott wird hier als ein gütiger Versorger beschrieben, nicht als ferner Richter. Seine Fürsorge gilt allen: „Der Herr ist gut gegen alle, und seine Barmherzigkeit ist über alle seine Werke“ (Ps 145,9). Dieser Vers öffnet den Blick für die Fülle des Lebens, die uns umgibt. Er lädt uns ein, dankbar wahrzunehmen, was wir täglich empfangen – und selbst großzügig zu teilen, so wie Gott teilt.

    „Alle Augen warten auf dich“ ist also mehr als eine schöne poetische Zeile. Es ist ein Gebet der Haltung: des Wartens, Vertrauens und Dankens. Es erinnert uns daran, dass das Leben ein Geschenk ist, das wir empfangen dürfen, nicht etwas, das wir uns selbst schaffen. Und es ruft uns dazu auf, selbst zu einem Teil dieser göttlichen Fürsorge zu werden – indem wir anderen geben, was sie brauchen, und so Gottes Güte weitertragen.

    Wer diesen Vers betet, richtet seinen Blick neu aus: Weg von Sorge und Mangel hin zu Vertrauen und Dankbarkeit. Denn Gott sieht die wartenden Augen – und er gibt zur rechten Zeit.


  • Augen haben und nichts sehen, und Ohren haben und nichts hören

    Augen haben und nichts sehen, und Ohren haben und nichts hören nach Psalm 115,5.6;135,16.17Jeremia 5,21; Hesekiel 12,2


    „Sie haben Mäuler und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht. Sie haben Ohren und hören nicht.“
    So beschreibt der Psalmist (Psalm 115,5–6; 135,16–17) die Götzenbilder, die Menschen sich machen. Diese Verse sind scharfe Kritik an der Götzenverehrung. Menschen schaffen sich Abbilder aus Holz, Stein oder Metall, geben ihnen Augen und Ohren – doch diese Götzen bleiben stumm, blind und taub. Sie können nichts wahrnehmen, nichts verstehen, nichts tun. Im Gegensatz dazu steht der lebendige Gott, der sieht, hört und handelt.

    Doch die Bibel überträgt dieses Bild auch auf Menschen selbst. In Jeremia 5,21 heißt es:
    „Hört doch dies, du törichtes Volk, das kein Herz hat, das Augen hat und sieht nicht, Ohren hat und hört nicht!“

    Und auch Hesekiel 12,2 klagt:
    „Menschensohn, du wohnst inmitten eines widerspenstigen Hauses, die Augen haben, um zu sehen, und doch nicht sehen, Ohren, um zu hören, und doch nicht hören; denn sie sind ein widerspenstiges Haus.“

    Wirklich wahrnehmen

    Diese Worte treffen mitten ins Herz menschlicher Wirklichkeit. Sie zeigen, dass Blindheit und Taubheit nicht nur körperlich, sondern auch geistlich sein können. Es geht nicht darum, ob jemand tatsächlich sehen oder hören kann. Die Frage ist, ob er offen ist für Wahrheit, Gerechtigkeit und Gottes Wort. Viele Menschen sehen zwar mit den Augen, aber sie erkennen nicht, was wirklich wichtig ist. Sie hören die Botschaft Gottes, aber sie lassen sie nicht an ihr Herz.

    „Augen haben und nichts sehen, Ohren haben und nichts hören“ beschreibt also eine innere Verschlossenheit. Das meint eine Haltung der Gleichgültigkeit, des Stolzes oder der Bequemlichkeit. Wer so lebt, verliert den Sinn für das, was Leben schenkt. Jeremia und Hesekiel rufen die Menschen zur Umkehr: Sie sollen ihre Herzen öffnen, ihre Sinne schärfen und sich wieder dem lebendigen Gott zuwenden.

    Und wir im Heute?

    Diese Worte sind auch heute aktuell. In einer Welt voller Bilder, Stimmen und Reize besteht die Gefahr, dass wir zwar vieles sehen und hören, aber wenig wirklich wahrnehmen. Wir übersehen das Leid anderer, überhören den Ruf nach Gerechtigkeit. Und wir übersehen das Gute, das Gott täglich wirkt. Geistliches Sehen und Hören bedeutet, aufmerksam zu werden für das, was Leben, Liebe und Wahrheit hervorbringt.

    Die Bibel lädt uns ein, unsere inneren Augen und Ohren neu zu öffnen – für Gottes Wort, für die Not der Menschen und für die Schönheit der Schöpfung. Wer wirklich sieht und hört, erkennt Spuren Gottes in allem Lebendigen. Und wer sich von Gott die Augen und Ohren öffnen lässt, wird fähig, die Welt mit Mitgefühl, Klarheit und Hoffnung zu betrachten.


  • Einem die Augen für etwas öffnen

    Einem die Augen für etwas öffnen nach Ps 119,18


    In Psalm 119,18 betet der Dichter:
    „Tu meine Augen auf, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.“

    Dieser kurze Satz ist ein tiefes Gebet. Der Psalmbeter bittet Gott nicht um Reichtum oder Macht, sondern um geöffnete Augen – um Einsicht, Verständnis und geistliche Klarheit. Er weiß: Es gibt Dinge, die man mit bloßen Augen nicht erkennen kann. Man kann die Welt sehen, ohne sie wirklich zu verstehen; man kann Gottes Worte lesen, ohne ihr Herz zu spüren. Darum bittet er: „Tu meine Augen auf.“

    Das Öffnen der Augen ist in der Bibel ein Bild für Erkenntnis und Erwachen. Wenn Gott einem die Augen öffnet, dann wird sichtbar, was zuvor verborgen war: Wahrheit, Sinn, Schönheit, Gerechtigkeit. Es ist, als ob ein Schleier fällt – man sieht dieselbe Welt, aber mit einem neuen Blick. In Psalm 119 geht es besonders um das „Gesetz“ Gottes, also um sein Wort und seinen Willen. Der Beter will nicht nur wissen, was dort steht, sondern das Wunder darin erkennen: die Weisheit, die Ordnung und die Liebe, die in Gottes Geboten verborgen liegen.

    „Einem die Augen öffnen“ bedeutet also, Verstehen zu schenken, das über reines Wissen hinausgeht. Es ist das Geschenk, Dinge in ihrem tieferen Zusammenhang zu sehen – im Licht Gottes. Manchmal sind die Augen des Herzens verschlossen durch Angst, Stolz, Gewohnheit oder Oberflächlichkeit. Erst wenn Gott sie öffnet, erkennt der Mensch, was wirklich zählt.

    Auch im alltäglichen Leben kann dieser Satz eine Einladung sein: anderen „die Augen zu öffnen“ – für das Gute, für Mitgefühl, für Gerechtigkeit, für die Schönheit des Lebens. Es ist ein Akt der Liebe, jemandem zu helfen, klarer zu sehen. Doch auch wir selbst brauchen immer wieder diesen göttlichen Blickwechsel: weg von den Sorgen und der Enge des Alltags, hin zu den „Wundern“, die mitten im Gewöhnlichen verborgen sind.

    Das Gebet „Tu meine Augen auf“ ist deshalb zeitlos. Es ist ein stilles, ehrliches Bitten um Offenheit – für Gottes Wege, für seine Wahrheit, für sein Wirken in unserem Leben. Wer mit offenen Augen lebt, sieht nicht nur Probleme, sondern auch Möglichkeiten; nicht nur Dunkel, sondern Licht; nicht nur Gesetze, sondern Liebe.

    Der Psalm 119,18 fordert uns dazu auf, Gott immer wieder zu bitten, uns die Augen zu öffnen – damit wir erkennen, wie wunderbar sein Wort ist, und damit wir die Welt und die Menschen mit seinem Blick der Güte und Weisheit sehen lernen.

  • Sich die Augen ausweinen

    Sich die Augen ausweinen nach Klgl 1,16 und Klgl 2,11


    In den Klageliedern Jeremias klingt einer der tiefsten Schmerzgesänge der Bibel. Dort heißt es:

    „Darum weine ich; meine Augen, meine Augen fließen von Wasser; denn fern ist von mir, der mich trösten und mein Leben erquicken könnte“ (Klagelieder 1,16).
    Und an anderer Stelle: „Meine Augen sind erloschen vor Tränen, mein Inneres ist ganz aufgewühlt, mein Herz ist zerrissen wegen des Untergangs der Tochter meines Volkes“ (Klagelieder 2,11).

    Diese Worte sind Ausdruck einer Trauer ohne Trost. Der Dichter beschreibt, wie Jerusalem nach der Zerstörung am Boden liegt – verwüstet, verlassen, gebrochen. Das Bild der „ausgeweinten Augen“ steht für eine Verzweiflung, die so tief ist, dass selbst die Tränen versiegen. Es gibt keine Kraft mehr, keine Worte – nur das Weinen bleibt.

    „Sich die Augen ausweinen“ ist deshalb mehr als ein sprachliches Bild. Es beschreibt jenen Punkt menschlichen Leidens, an dem der Schmerz den ganzen Menschen ergreift – Herz, Geist und Körper. Die Augen, durch die man sonst das Leben sieht, werden trüb vor Kummer. Und doch steckt in diesen Tränen auch etwas Heiliges: Sie sind ein Zeichen der Liebe, der Sehnsucht und des Verlustes. Man weint, weil einem etwas oder jemand wirklich wichtig war.

    In den Klageliedern ist das Weinen kein Zeichen von Schwäche, sondern von Wahrhaftigkeit. Das Volk Gottes klagt nicht im Nichts, sondern vor Gott selbst. Es schreit seinen Schmerz zu dem, der allein Heilung schenken kann. So werden die Tränen zu einem Gebet ohne Worte – einem Schrei des Herzens, den Gott versteht, auch wenn kein Satz mehr möglich ist.

    „Sich die Augen ausweinen“ kann jeder Mensch nachempfinden, der Leid erfahren hat – sei es durch Verlust, Schuld, Trennung oder Enttäuschung. Die Bibel zeigt: Auch solche Tränen haben ihren Platz. Sie sind kein Zeichen des Unglaubens, sondern Teil des Weges zur Heilung. Erst wer weint, kann loslassen und wieder hoffen.

    Die Klagelieder enden nicht im Weinen, sondern in der Hoffnung, dass Gott sich wieder zu seinem Volk wendet. So werden selbst Tränen zu einem Teil der Beziehung zu Gott. Sie reinigen das Herz, öffnen Raum für Trost und erinnern daran, dass Schmerz und Glaube sich nicht ausschließen.

    Wer sich „die Augen ausweint“, steht mit seinen Tränen also nicht allein. Gott sieht sie – jede einzelne. Und in seiner Gegenwart verwandelt sich das Weinen langsam in stilles Vertrauen. Denn wie der Psalmist später sagt: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“ (Psalm 126,5).

  • Das auserwählte Volk

    Das auserwählte Volk nach Psalm 105,43


    In Psalm 105,43 heißt es:
    „So führte er sein Volk heraus mit Freude, seine Auserwählten mit Jubelgesang.“

    Dieser Vers fasst die Geschichte Israels in einem einzigen kraftvollen Bild zusammen: Gott selbst führt sein Volk aus der Knechtschaft in die Freiheit – nicht in Angst oder Zwang, sondern in Freude und Jubel. Das Volk Israel wird hier „das auserwählte Volk“ genannt. Gott hat es sich erwählt hat, um in besonderer Weise mit ihm Geschichte zu schreiben.

    Diese Erwählung bedeutet jedoch nicht Bevorzugung, sondern Berufung. Israel wurde nicht ausgewählt, weil es größer, stärker oder besser wäre als andere Völker. Sondern Gott hat es aus Liebe heraus gerufen. Im Buch Deuteronomium heißt es: „Nicht weil ihr zahlreicher wäret als alle Völker, hat der Herr euch angenommen und erwählt, sondern weil er euch liebt“ (5. Mose 7,7–8). Erwählung ist also Ausdruck göttlicher Liebe und Treue – und zugleich Auftrag, diese Liebe weiterzutragen.

    Psalm 105 erinnert an die großen Taten Gottes: die Verheißung an Abraham, die Befreiung aus Ägypten, die Führung durch die Wüste und den Einzug ins verheißene Land. Diese Geschichte ist nicht nur eine Abfolge von Ereignissen, sondern eine Geschichte des Glaubens und der Treue. Gott steht zu seinem Volk, auch wenn es schwach ist, zweifelt oder versagt. Seine Erwählung bleibt bestehen, weil sie auf seinem Bund beruht – nicht auf menschlicher Leistung.

    „Das auserwählte Volk“ ist deshalb ein Zeichen für Gottes bleibende Zuwendung zur Welt. Durch Israel will Gott zeigen, wie er mit den Menschen umgeht. Er ist geduldig, gerecht und barmherzig. Und im Neuen Testament weitet sich dieser Gedanke. Die Erwählung gilt nun allen, die an Christus glauben. So wird das Volk Gottes nicht durch Abstammung, sondern durch Glauben und Liebe bestimmt.

    Psalm 105,43 malt ein Bild der Freude: Das Volk singt, weil es die Erfahrung gemacht hat, dass Gott führt, befreit und begleitet. Diese Freude ist die Antwort auf die Treue Gottes. Erwählung heißt also, in Beziehung mit Gott zu leben. Es heißt, sich von ihm führen zu lassen und seine Liebe sichtbar zu machen.

    Heute kann dieser Psalm uns daran erinnern, dass auch wir berufen sind, Teil von Gottes Geschichte zu sein. Jeder Mensch ist von Gott gewollt und geliebt, jeder kann in seiner Weise „auserwählt“ sein – dazu bestimmt, Segen zu bringen, Hoffnung zu leben und den Glauben weiterzutragen. Das auserwählte Volk ist daher nicht ein exklusiver Kreis, sondern ein lebendiges Zeugnis: Gott erwählt, um zu segnen – und durch den Segen soll die ganze Welt seine Güte erfahren.

  • Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns

    Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. 1.Joh.2,19


    Im 1. Johannesbrief 2,19 heißt es:
    „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie bei uns geblieben. Aber es sollte offenbar werden, dass sie alle nicht von uns sind.“

    Diese Worte stammen aus einer Zeit, in der die junge christliche Gemeinde in schwerer Spannung lebte. Es gab Menschen, die sich zunächst zu Christus bekannten, dann aber die Gemeinschaft verließen oder eine andere Lehre verbreiteten. Johannes schreibt diesen Satz, um zu erklären, warum solche Trennungen geschehen – und was sie über die Echtheit des Glaubens aussagen.

    „Sie sind von uns ausgegangen“ bedeutet: Diese Menschen gehörten äußerlich zur Gemeinde, aber innerlich standen sie ihr nicht wirklich nahe. Ihr Glaube war nicht getragen von der bleibenden Verbindung zu Christus. Das „Nicht-von-uns-Sein“ meint also keine Ausgrenzung, sondern eine geistliche Unterscheidung: Es geht darum, was Herz und Haltung eines Menschen prägt.

    Der Brief des Johannes betont immer wieder die Liebe, die Treue und das Bleiben. Wer in Christus bleibt, bleibt auch in der Gemeinschaft der Glaubenden. Wer sich aber von dieser Liebe löst, verliert die innere Verbindung – selbst wenn er äußerlich noch dazugehört. „Bleiben“ ist das Schlüsselwort im Johannesevangelium und in den Briefen: Bleiben im Licht, in der Wahrheit, in der Liebe.

    Dieser Vers ist keine Aufforderung zur Härte, sondern eine Mahnung zur Wahrhaftigkeit. Glaube ist nicht bloß Zugehörigkeit zu einer Gruppe, sondern eine lebendige Beziehung zu Gott. Nicht jeder, der „dabei“ ist, trägt diese Beziehung im Herzen – und nicht jeder, der geht, ist für immer verloren. Johannes will deutlich machen: Entscheidend ist nicht die Form, sondern das Fundament.

    In jeder Zeit gibt es Spannungen, Meinungsverschiedenheiten und Abspaltungen innerhalb des Glaubens. Der Vers erinnert uns, dass solche Dinge geschehen, aber auch, dass sie uns prüfen: Was hält uns wirklich zusammen? Ist es Tradition, Bequemlichkeit – oder die Liebe Christi?

    „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns“ ist damit zugleich ein Ruf zur Treue. Wer in der Wahrheit bleibt, bleibt in Gott – und wer in Gott bleibt, bleibt in der Liebe. Johannes lädt uns ein, unseren Glauben immer wieder zu prüfen: Lebe ich aus der Gemeinschaft mit Christus oder nur aus Gewohnheit?

    So ist dieser Satz kein kaltes Urteil, sondern ein ernstes Wort über Echtheit und Beständigkeit. Er ruft dazu auf, im Glauben verwurzelt zu bleiben, in der Liebe zu verharren und in Christus zu bleiben – damit das, was von Gott begonnen wurde, nicht verloren geht, sondern Frucht bringt.

  • Ausgehen, die Töchter des Landes zu sehen

    Ausgehen, die Töchter des Landes zu sehen nach 1. Mose 34,1


    In 1. Mose 34,1 heißt es:
    „Dina aber, die Tochter Leas, die sie Jakob geboren hatte, ging aus, um die Töchter des Landes zu sehen.“

    Dieser unscheinbare Satz steht am Anfang einer tragischen Geschichte. Dina, die Tochter Jakobs und Leas, verlässt das Lager ihrer Familie, um die jungen Frauen der Umgebung kennenzulernen. Sie will sehen, wie die anderen leben – neugierig, offen, vielleicht auch ein wenig suchend. Doch dieser Schritt hinaus in die fremde Welt endet in Leid: Sie wird von Sichem, dem Sohn eines kanaanäischen Fürsten, gewaltsam entehrt.

    „Ausgehen, die Töchter des Landes zu sehen“ steht daher in der Bibel nicht nur für einen Spaziergang, sondern für ein Heraustreten aus der geschützten Gemeinschaft. Dina überschreitet eine Grenze – zwischen dem eigenen Volk und den Menschen des Landes, zwischen vertraut und fremd. In dieser Begegnung liegt sowohl Hoffnung als auch Gefahr: Hoffnung auf Austausch, Freundschaft, Verständnis – aber auch die Möglichkeit, verletzt oder missverstanden zu werden.

    Der Text zeigt, dass Neugier und Offenheit Teil des menschlichen Lebens sind. Jeder Mensch verlässt irgendwann den sicheren Raum, um Neues zu entdecken. Doch er erinnert zugleich daran, dass jede Begegnung mit dem Fremden Verantwortung verlangt – auf beiden Seiten. Was Dina geschieht, ist kein Fehler ihrer Neugier, sondern Ausdruck eines Unrechts, das Macht und Gewalt über Mitmenschlichkeit stellt.

    In einem weiteren Sinn erzählt diese Geschichte von der Spannung zwischen Abgrenzung und Begegnung. Das Volk Israel sollte seine Identität bewahren, aber zugleich in Beziehung zu anderen Völkern stehen. Dina wird so zu einer Symbolfigur: Ihr Ausgehen zeigt den Wunsch nach Verbindung – aber die Welt, in die sie tritt, ist nicht immer bereit, sie mit Achtung zu empfangen.

    Auch heute „gehen wir aus, um die Töchter und Söhne des Landes zu sehen“ – wir begegnen anderen Kulturen, Meinungen, Lebensweisen. Der biblische Text ruft uns dazu auf, solche Begegnungen in Achtung und Würde zu gestalten. Er warnt vor Gewalt und Besitzdenken, aber auch davor, Menschen wegen ihrer Neugier oder Offenheit zu verurteilen.

    Dinas Geschichte mahnt zur Verantwortung im Umgang mit dem Fremden. Wer hinausgeht, soll mit klarem Herzen und wachem Geist gehen. Wer empfängt, soll mit Respekt und Liebe handeln. Nur so kann das, was mit Schmerz begann, in Zukunft zu einem Weg des Friedens werden.

    So lädt 1. Mose 34,1 uns ein, neu zu bedenken, wie wir mit dem Fremden, dem Anderen, umgehen – mit dem Mut, hinauszugehen, aber auch mit der Weisheit, Grenzen und Würde zu achten.

  • Etwas ausposaunen

    Etwas ausposaunen nach Mt 6,2


    In Matthäus 6,2 sagt Jesus:
    „Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.“

    Das Wort „ausposaunen“ hat hier einen bildhaften Sinn. Es meint, etwas laut hinauszurufen, damit es alle hören – also seine guten Taten oder Verdienste öffentlich zur Schau zu stellen. Jesus verwendet dieses starke Bild, um vor einer Haltung zu warnen, die gute Werke nicht um der Liebe willen tut, sondern weil sie Gesehenwerden und Bewunderung will.

    Im Hintergrund steht die damalige religiöse Praxis: Almosengeben galt als heilige Pflicht. Manche jedoch machten daraus eine Bühne – sie wollten Anerkennung, Lob und Respekt. Doch Jesus sagt klar: Wer so handelt, sucht nicht Gott, sondern das eigene Ansehen. Das Gute verliert seinen inneren Wert, wenn es zum Werkzeug des Stolzes wird.

    Etwas „ausposaunen“ bedeutet also, Eitelkeit über Demut zu stellen. Jesus fordert stattdessen: „Wenn du Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut“ (Mt 6,3). Er ruft zu einer stillen, aufrichtigen Barmherzigkeit. Wahre Güte braucht keine Zuschauer – sie hat ihren Lohn in sich selbst, weil sie aus Liebe geschieht.

    Diese Worte treffen auch heute noch mitten ins Herz unserer Zeit. In einer Welt, die so vieles öffentlich mitteilen und bewerteten will – auf Bühnen, in Medien oder in sozialen Netzwerken – ist die Versuchung groß, gute Taten „auszuposaunen“. Man zeigt, wie man hilft, spendet, sich engagiert – und oft steckt auch der Wunsch dahinter: ‚Ich will gesehen zu werden.‘ Doch Jesus erinnert uns: Das Wesentliche geschieht im Verborgenen. Gott sieht auch das, was kein Mensch bemerkt.

    Seine Botschaft ist klar: Wahre Größe zeigt sich in der Stille. Wer gibt, ohne Aufmerksamkeit zu suchen, handelt im Geist Gottes. Wer Gutes tut, ohne Lohn zu erwarten, lebt aus echter Liebe. Und wer nicht sich selbst, sondern Gott in den Mittelpunkt stellt, erfährt den tiefsten Segen – den Frieden eines reinen Herzens.

    So lädt Matthäus 6,2 dazu ein, neu über unsere Beweggründe nachzudenken: Warum tue ich Gutes? Suche ich Ehre – oder will ich wirklich helfen? Die Worte Jesu befreien uns von dem Zwang, Eindruck zu machen. Sie führen uns zurück zur Einfachheit des Glaubens: zu einer Liebe, die still wirkt, aber stark genug ist, die Welt zu verändern – auch ohne Posaune.

  • Die Axt an die Wurzel legen

    Die Axt an die Wurzel legen. nach Matthäus 3,10


    In Matthäus 3,10 ruft Johannes der Täufer den Menschen zu:
    „Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum also, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“

    Dieses Bild ist scharf und eindringlich. Johannes spricht zu Menschen, die zu ihm in die Wüste gekommen sind, um sich taufen zu lassen. Doch er warnt sie: Äußerliche Frömmigkeit genügt nicht. Gott erwartet Frucht – sichtbare Zeichen des Glaubens, der Liebe und der Gerechtigkeit. Wer nur schöne Worte macht, aber keine Taten folgen lässt, ist wie ein Baum, der keine Frucht trägt.

    Die „Axt an der Wurzel“ ist ein Symbol für Entschiedenheit und Umkehr. Johannes kündigt an, dass Gott nicht an der Oberfläche arbeitet. Er schneidet nicht nur ein paar Zweige ab – er legt die Axt an die Wurzel, also an den Ursprung. Das bedeutet: Es geht nicht um kleine Korrekturen, sondern um eine tiefgreifende Veränderung des Herzens. Wenn die Wurzel verdorben ist, kann der Baum keine gute Frucht bringen.

    In geistlichem Sinn fordert Johannes uns auf, ehrlich zu prüfen, was in uns verwurzelt ist: Welche Haltungen, Gedanken und Gewohnheiten bestimmen unser Handeln? Gibt es Wurzeln des Egoismus, der Gleichgültigkeit, des Unrechts? Umkehren heißt, diese Wurzeln zu erkennen und sie zu beseitigen – damit Neues wachsen kann.

    Die Axt ist dabei kein Werkzeug der Zerstörung, sondern der Erneuerung. Gott will nicht vernichten, sondern reinigen. Wo Altes und Unfruchtbares entfernt wird, entsteht Raum für neues Leben. So wie ein Gärtner einen kranken Baum beschneidet, um ihn zu retten, so will Gott auch uns verwandeln – durch Wahrheit, Reue und Gnade.

    Johannes’ Bild bleibt aktuell. In einer Zeit, in der vieles oberflächlich und bequem geworden ist, ruft uns dieses Wort zu Echtheit. Christlicher Glaube darf nicht nur äußerlich bleiben. Er zeigt sich in den Früchten: im Mitgefühl, in der Gerechtigkeit, in der Bereitschaft zu teilen und zu vergeben.

    „Die Axt an die Wurzel legen“ heißt, den Mut zu haben, ehrlich hinzuschauen – in das eigene Herz, in unsere Gesellschaft, in unsere Beziehung zu Gott. Es bedeutet, Missstände nicht zu verschleiern, sondern sie an der Wurzel zu packen. Nur wer wagt, das Alte loszulassen, kann Neues empfangen.

    So ist dieser Satz nicht Drohung, sondern Einladung: zur echten Umkehr, zur Erneuerung des Lebens, zu einem Glauben, der Frucht bringt. Gott selbst ist der Gärtner, der uns pflegt – und in seiner Hand wird selbst die Axt zum Werkzeug der Liebe.

  • Ägyptische Finsternis

    Ägyptische Finsternis nach 2. Mose 10,22


    In 2. Mose 10,22 heißt es:
    „Da reckte Mose seine Hand gen Himmel, und es ward eine dichte Finsternis in ganz Ägyptenland drei Tage lang.“

    Die sogenannte ägyptische Finsternis war die neunte der zehn Plagen. Gott ließ sie über das Land Ägypten kommen, weil der Pharao sich weigerte, das Volk Israel ziehen zu lassen. Drei Tage lang herrschte Dunkelheit – so tief und undurchdringlich, dass, wie es heißt, „niemand den anderen sehen konnte, noch jemand von seinem Platz aufstand“. Nur im Gebiet der Israeliten war Licht.

    Diese Finsternis war mehr als ein Naturphänomen. Sie war ein Zeichen Gottes. Sie war ein Bild für das geistliche Dunkel, in das sich der Pharao und sein Volk verstrickt hatten. Trotz aller Wunder, die Gott zuvor getan hatte, verschloss der Pharao sein Herz. Er sah, aber erkannte nicht; er hörte, aber gehorchte nicht. Die Dunkelheit machte äußerlich sichtbar, was innerlich schon geschehen war. Das Erstarren des Herzens, das Verblassen des Lichts der Wahrheit.

    Die „ägyptische Finsternis“ steht daher symbolisch für Zeiten, in denen Menschen oder ganze Völker das Licht Gottes verlieren. Zeiten der Orientierungslosigkeit, der Härte, der Unmenschlichkeit. Sie erinnert daran, dass jede Macht, die sich gegen Gottes Willen stellt, letztlich ins Dunkel führt. Doch zugleich enthält sie eine Hoffnung: Denn auch in der tiefsten Finsternis bleibt Gottes Licht bestehen. Bei den Israeliten war es hell – ein Zeichen, dass Gott sein Volk nicht verlässt, selbst wenn um sie herum alles finster ist.

    In unserem eigenen Leben kann „ägyptische Finsternis“ vieles bedeuten: Phasen, in denen wir keinen Ausweg sehen, in denen Schuld, Angst oder Zweifel uns das Licht nehmen. Doch gerade dann gilt die Zusage dieses Textes: Gott kann Licht schenken, wo Dunkel herrscht. Er führt aus der Finsternis zum Licht – so wie er sein Volk später aus Ägypten in die Freiheit führte.

    Die Geschichte der Finsternis in Ägypten ist damit nicht nur eine alte Erzählung, sondern ein geistliches Bild. Sie fragt uns: Wo herrscht Dunkel in meinem Leben? Wo habe ich das Licht verdrängt, das Gott schenken will? Und sie ermutigt uns, neu nach diesem Licht zu suchen. Nach Wahrheit, Güte und Glaube, die kein Dunkel auslöschen kann.

    So ist die „ägyptische Finsternis“ ein warnendes und zugleich tröstliches Bild: Wer das Licht Gottes festhält, braucht die Dunkelheit nicht zu fürchten. Denn auch wenn sie uns umgibt, bleibt die Verheißung bestehen: „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen“ (Johannes 1,5).

  • Den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit

    Den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit 1. Korinther 1,23


    In 1. Korinther 1,23 schreibt der Apostel Paulus:
    „Wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit.“

    Mit diesen Worten beschreibt Paulus die tiefe Spannung, die die christliche Botschaft in der damaligen Welt auslöste. Die Juden erwarteten einen machtvollen Messias, der das Volk befreit und die Feinde besiegt. Die Vorstellung, dass der von Gott Gesandte am Kreuz sterben sollte – entehrt, verspottet und scheinbar besiegt –, war für sie ein Ärgernis, ein Skandal. Ein gekreuzigter Messias passte nicht in ihr Bild von göttlicher Macht.

    Die Griechen dagegen suchten Weisheit, Philosophie, Vernunft. Für sie war das Kreuz Torheit – eine absurde Idee. Wie sollte Rettung durch das Leiden eines Einzelnen kommen? Wie konnte ein Verurteilter, der den schändlichsten Tod starb, Erlöser sein? Nach menschlichem Maßstab war die Botschaft vom Kreuz unlogisch, ja unsinnig.

    Doch genau hier liegt das Herz des Evangeliums: In dem, was die Welt für schwach und töricht hält, offenbart sich Gottes wahre Weisheit und Macht. Der gekreuzigte Christus zeigt, dass Gottes Weg nicht der Weg der Gewalt, des Ruhmes oder der Stärke ist, sondern der Weg der Liebe, der Hingabe und des Erbarmens. Am Kreuz wendet Gott das Denken der Welt um – das, was niedrig und verachtet ist, wird zum Ort der Erlösung.

    Paulus ruft seine Gemeinde in Korinth dazu auf, diese paradoxe Wahrheit zu begreifen: Gottes Wirklichkeit sprengt menschliche Vorstellungen. Das Kreuz bleibt ein Ärgernis und eine Torheit für alle, die nur nach äußerem Erfolg, Macht oder Wissen suchen. Aber für die, die glauben, ist es „Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1. Kor 1,24).

    Auch heute ist die Botschaft vom Kreuz herausfordernd. In einer Welt, die Stärke, Leistung und Selbstverwirklichung feiert, bleibt der Gekreuzigte ein Widerspruch. Er steht für einen Gott, der sich klein macht, der mitleidet, der vergibt. Diese Demut ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck göttlicher Liebe – einer Liebe, die bis zum Äußersten geht.

    „Den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit“ – das heißt: Der Glaube an den Gekreuzigten wird immer anecken. Er ist unbequem, weil er die Maßstäbe der Welt in Frage stellt. Doch wer sich auf diesen Christus einlässt, erkennt in der Schwachheit die Kraft, im Kreuz die Hoffnung, im Tod das Leben.

    So bleibt das Kreuz das Zeichen des Glaubens – ein Ärgernis für den Stolz, eine Torheit für die Klugen, aber für die Glaubenden der Weg, auf dem Gott seine Liebe endgültig offenbart hat.

  • Buchstabe A

    Das A und O (einer Sache) sein

    Das A und O (einer Sache) sein Jesaja 41,4; 44,6; 48,12; Offb 1,8.11; 12,6; 22,13

    In Abrahams Schoß (sitzen)

    In Abrahams Schoß (sitzen) Lk. 16,22

    In Abrahams Wurstkessel schwimmen

    In Abrahams Wurstkessel schwimmen Hebr 7,9-11

    O mein Sohn Absalom

    O mein Sohn Absalom 2. Samuel 19,1-4

    Der Abschaum der Menschheit

    Der Abschaum der Menschheit 1 Kor 4,12-13

    Den alten Adam ausziehen

    Den alten Adam ausziehen Kol 3,9; Eph 4,22-24

    Bei Adam und Eva anfangen

    Bei Adam und Eva anfangen Gen 3,20

    Von Adam und Eva stammen

    Von Adam und Eva stammen Gen 4,1

    Seit Adams Zeiten

    Seit Adams Zeiten Gen 2,7

    Adamsapfel

    Adamsapfel – Obwohl in der Bibel nicht genau bezeichnet, gilt die verbotene Frucht von altersher als Apfel. Dieser blieb nach altem Volksglauben in Adams Hals stecken und gab dem vorstehenden Kehlkopf des Mannes seinen Namen.
    1. Mose 3,6

    Einen Adamsapfel haben

    Einen Adamsapfel haben Gen 2,17

    Im Adamskostüm

    Im Adamskostüm Gen 2,25

    Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler

    Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler“ – Ein biblisches Bild vom Gericht und der Wahrheit,
    (Matthäus 35,38; Lukas 17,37; Hiob 39,30; Habakuk 1,8)

    Alt und grau werden

    Alt und grau werden 1 Sam 12,2

    Ein biblisches Alter erreichen

    Ein biblisches Alter erreichen

    Ein Anathema sprechen (sein)

    Ein Anathema sprechen (sein) 1 Kor 16,22; Röm 9,3

    Was deines Amtes nicht ist, …

    Was deines Amtes nicht ist, da lass deinen Vorwitz (Sirach 3, 24).

    Gut angeschrieben sein

    Gut angeschrieben sein Hebr 12,22-24

    Im Schweiße deines Angesichtes

    Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. – Gott weist den Menschen in Schranken.
    1. Mose 3,19

    Sein Angesicht über jemand leuchten machen

    Sein Angesicht über jemand leuchten machen 4.Mos.6,25

    Von Angesicht zu Angesicht Ex 33,11

    Von Angesicht zu Angesicht Ex 33,11

    Angst und Bange werden

    Angst und Bange werden Ez 30,13

    Ohne Ansehen der Person

    Ohne Ansehen der Person 5.Mo.1,17; 1.Petr 1,17

    Eine apokalyptische Katastrophe

    Eine apokalyptische Katastrophe

    Die apokalyptischen Reiter

    Die apokalyptischen Reiter

    Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.

    Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen. 2.Thes.2,10

    Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert

    Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert Lukas 10,7; 1 Tim 5,18

    Eine Arche sein

    Eine Arche sein 1. Mose 6-9

    Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn

    Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn Sprüche 19,17

    Hilf dir selber, bevor du andere arzneiest

    Hilf dir selber, bevor du andere arzneiest Sirach 18,20

    Arzt, hilf dir selber

    Arzt, hilf dir selber Lukas 4,23

    Asche auf mein Haupt

    Asche auf mein Haupt 2.Samuel 13,18-19

    Wie seinen Augapfel hüten

    Wie seinen Augapfel hüten 5.Mo:32,10; Ps.17,18

    Auge um Auge, Zahn um Zahn

    Auge um Auge, Zahn um Zahn 2.Mose21,24; 3.Mose24,20; 5.Mose 19,21; mt.5,38

    Auge um Auge, Zahn um Zahn

    Auge um Auge, Zahn um Zahn Ex 21,23-25

    Ein Auge auf etwas werfen

    Ein Auge auf etwas werfen Dan 13,8-9

    Vor jemandes Auge Gnade finden

    Vor jemandes Auge Gnade finden Gen 18,2-3

    Alle Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit

    Alle Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Psalm 145,15

    Augen haben und nichts sehen, und Ohren haben und nichts hören

    Augen haben und nichts sehen, und Ohren haben und nichts hören Psalm 115,5.6;135,16.17Jeremia 5,21; Hesekiel 12,2

    Einem die Augen für etwas öffnen

    Einem die Augen für etwas öffnen Ps 119,18

    Sich die Augen ausweinen

    Sich die Augen ausweinen Klgl 1,16, Klgl 2,11

    Das auserwählte Volk

    Das auserwählte Volk Psalm 105,43

    Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns

    Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. 1.Joh.2,19

    Ausgehen, die Töchter des Landes zu sehen

    Ausgehen, die Töchter des Landes zu sehen 1.Mose34,1

    Etwas ausposaunen

    Etwas ausposaunen Mt 6,2

    Die Axt an die Wurzel legen

    Die Axt an die Wurzel legen. Matthäus 3,10

    Ägyptische Finsternis 2. Mose 10,22

    Ägyptische Finsternis2.Mose10,22

    Den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit

    Den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit 1. Korinther 1,23