Ein barmherziger Samariter sein

Ein barmherziger Samariter sein im Evangelium nach Lukas 10,30-37

Der barmherzige Samariter ist zu einem geflügelten Wort geworden. Mit dem Gleichnis fordert Jesu dazu auf, es dem Menschen aus der Landschaft Samaria gleichzutun, der einem Überfallenen hilft, der halbtot am Straßenrand liegt. Israeliten verachten die Samariter, die den Tempel als einzigen Kultort ab-lehnen und eigene Opferstätten bevorzugen. Dass gerade das Verhalten eines Samariters von Jesus als vorbildlich dargestellt wird, ist eine Provokation.

„Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte es ihn;“ (Lk 10,33)  – Der barmherzige Samariter gilt seither als Bild für selbstlose Nächstenliebe.

Nach „Wer‘s glaubt, wird selig.“, G. Wagner, S. 101

Samaritaner

Samaritaner sind eine nicht sehr angesehene Nachbarschaft. – Nach dem Ende des Nordreiches im Jahr 722 v.Chr. werden viele Juden deportiert, andere bleiben in Samaria, und die siegreichen Assyrer siedeln zudem fremde Bevölkerung in Samaria an. Nach Rückkehr der Exilanten gelten die Samaritaner, die in der Heimat geblieben sind, als Mischvolk und als kultisch unrein. Die Ausgrenzung der Samaritaner durch die Rückkehrer aus dem Exil führt zur Errichtung eines eigenen Tempels auf dem Berg Garizim . – Auf die Frage Jesu, wer dem Unglücklichen denn nun der Nächste gewesen sei, ist es dem Gelehrten nicht möglich, den „Samariter“ auch nur auszusprechen. 

So einer, ein Samaritaner kann unmöglich als Vorbild gelten, der kann nicht den Helfer geben. – Doch, kann er! Und wie! – Der Samaritaner bemerkt den Verunglückten am Straßenrand, versorgt ihn und bringt ihn in eine Herberge in Sicherheit. Für die Versorgung des Patienten leistet der Samaritaner Vorkasse und verspricht, bei seiner Rückreise vorbeizukommen um auch noch eventuelle Mehrkosten zu bezahlen.

Nochmal frei nacherzählt

Ein Theologe fragt Jesus, welche Gebote er halten müssen, um das ewige Leben zu erhalten. Jesu gibt die Frage zurück und der Gelehrte antwortet, die Schlüsselgebote seien, Gott und unsere Nächsten zu lieben .– Doch was ist im Gesetz mit „Nächster“ gemeint? Wo verläuft der Trennstrich zwischen Freunden und Fremden? Als Antwort auf diese Fragen erzählt Jesus von einem Menschen, der auf der gefährliche  Straße von Jerusalem nach Jericho niedergeschlagen und ausgeraubt wird. Zwei Juden – Priester und Levit – ver-weigern ihm ihre Hilfe, weil ihre religiösen Pflichten im Jerusalemer Tempel ihnen keine Möglichkeit bieten. Viele andere gehen vorüber. Ein Samaritaner, ein Angehöriger einer heidnisch-jüdischen Mischreligion, nimmt sich endlich des Unglücklichen an. –

Wer ist der Nächste? Der Priester? Der Gelehrte? Etwa der Samaritaner? Oder wer gerade meine Hilfe braucht? – Jesus dreht die Frage um: Nicht „wer ist mein Nächster?“ Sondern vielmehr: „Wem bin ich der Nächste?“

Der Gelehrte will anfangs wissen, wer sein Nächster sei. Am Ende des Gleichnisses fragt Jesus, wer als Nächster gehandelt habe. Die Frage lautet jetzt: „Wem kann ich, wem will ich Nächster sein?“ – Und am Schluss steht die Aufforderung: „Dann geh, und handle ebenso!“

Aus „Gleichnisse des Jesus von Nazareth“, Frank Weber, BoD 2025

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