Ägyptische Finsternis nach 2. Mose 10,22
In 2. Mose 10,22 heißt es:
„Da reckte Mose seine Hand gen Himmel, und es ward eine dichte Finsternis in ganz Ägyptenland drei Tage lang.“
Die sogenannte ägyptische Finsternis war die neunte der zehn Plagen. Gott ließ sie über das Land Ägypten kommen, weil der Pharao sich weigerte, das Volk Israel ziehen zu lassen. Drei Tage lang herrschte Dunkelheit – so tief und undurchdringlich, dass, wie es heißt, „niemand den anderen sehen konnte, noch jemand von seinem Platz aufstand“. Nur im Gebiet der Israeliten war Licht.
Diese Finsternis war mehr als ein Naturphänomen. Sie war ein Zeichen Gottes. Sie war ein Bild für das geistliche Dunkel, in das sich der Pharao und sein Volk verstrickt hatten. Trotz aller Wunder, die Gott zuvor getan hatte, verschloss der Pharao sein Herz. Er sah, aber erkannte nicht; er hörte, aber gehorchte nicht. Die Dunkelheit machte äußerlich sichtbar, was innerlich schon geschehen war. Das Erstarren des Herzens, das Verblassen des Lichts der Wahrheit.
Die „ägyptische Finsternis“ steht daher symbolisch für Zeiten, in denen Menschen oder ganze Völker das Licht Gottes verlieren. Zeiten der Orientierungslosigkeit, der Härte, der Unmenschlichkeit. Sie erinnert daran, dass jede Macht, die sich gegen Gottes Willen stellt, letztlich ins Dunkel führt. Doch zugleich enthält sie eine Hoffnung: Denn auch in der tiefsten Finsternis bleibt Gottes Licht bestehen. Bei den Israeliten war es hell – ein Zeichen, dass Gott sein Volk nicht verlässt, selbst wenn um sie herum alles finster ist.
In unserem eigenen Leben kann „ägyptische Finsternis“ vieles bedeuten: Phasen, in denen wir keinen Ausweg sehen, in denen Schuld, Angst oder Zweifel uns das Licht nehmen. Doch gerade dann gilt die Zusage dieses Textes: Gott kann Licht schenken, wo Dunkel herrscht. Er führt aus der Finsternis zum Licht – so wie er sein Volk später aus Ägypten in die Freiheit führte.
Die Geschichte der Finsternis in Ägypten ist damit nicht nur eine alte Erzählung, sondern ein geistliches Bild. Sie fragt uns: Wo herrscht Dunkel in meinem Leben? Wo habe ich das Licht verdrängt, das Gott schenken will? Und sie ermutigt uns, neu nach diesem Licht zu suchen. Nach Wahrheit, Güte und Glaube, die kein Dunkel auslöschen kann.
So ist die „ägyptische Finsternis“ ein warnendes und zugleich tröstliches Bild: Wer das Licht Gottes festhält, braucht die Dunkelheit nicht zu fürchten. Denn auch wenn sie uns umgibt, bleibt die Verheißung bestehen: „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen“ (Johannes 1,5).
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