Den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit

Den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit 1. Korinther 1,23


In 1. Korinther 1,23 schreibt der Apostel Paulus:
„Wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit.“

Mit diesen Worten beschreibt Paulus die tiefe Spannung, die die christliche Botschaft in der damaligen Welt auslöste. Die Juden erwarteten einen machtvollen Messias, der das Volk befreit und die Feinde besiegt. Die Vorstellung, dass der von Gott Gesandte am Kreuz sterben sollte – entehrt, verspottet und scheinbar besiegt –, war für sie ein Ärgernis, ein Skandal. Ein gekreuzigter Messias passte nicht in ihr Bild von göttlicher Macht.

Die Griechen dagegen suchten Weisheit, Philosophie, Vernunft. Für sie war das Kreuz Torheit – eine absurde Idee. Wie sollte Rettung durch das Leiden eines Einzelnen kommen? Wie konnte ein Verurteilter, der den schändlichsten Tod starb, Erlöser sein? Nach menschlichem Maßstab war die Botschaft vom Kreuz unlogisch, ja unsinnig.

Doch genau hier liegt das Herz des Evangeliums: In dem, was die Welt für schwach und töricht hält, offenbart sich Gottes wahre Weisheit und Macht. Der gekreuzigte Christus zeigt, dass Gottes Weg nicht der Weg der Gewalt, des Ruhmes oder der Stärke ist, sondern der Weg der Liebe, der Hingabe und des Erbarmens. Am Kreuz wendet Gott das Denken der Welt um – das, was niedrig und verachtet ist, wird zum Ort der Erlösung.

Paulus ruft seine Gemeinde in Korinth dazu auf, diese paradoxe Wahrheit zu begreifen: Gottes Wirklichkeit sprengt menschliche Vorstellungen. Das Kreuz bleibt ein Ärgernis und eine Torheit für alle, die nur nach äußerem Erfolg, Macht oder Wissen suchen. Aber für die, die glauben, ist es „Gottes Kraft und Gottes Weisheit“ (1. Kor 1,24).

Auch heute ist die Botschaft vom Kreuz herausfordernd. In einer Welt, die Stärke, Leistung und Selbstverwirklichung feiert, bleibt der Gekreuzigte ein Widerspruch. Er steht für einen Gott, der sich klein macht, der mitleidet, der vergibt. Diese Demut ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck göttlicher Liebe – einer Liebe, die bis zum Äußersten geht.

„Den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit“ – das heißt: Der Glaube an den Gekreuzigten wird immer anecken. Er ist unbequem, weil er die Maßstäbe der Welt in Frage stellt. Doch wer sich auf diesen Christus einlässt, erkennt in der Schwachheit die Kraft, im Kreuz die Hoffnung, im Tod das Leben.

So bleibt das Kreuz das Zeichen des Glaubens – ein Ärgernis für den Stolz, eine Torheit für die Klugen, aber für die Glaubenden der Weg, auf dem Gott seine Liebe endgültig offenbart hat.

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