Hilf dir selber, bevor du andere arzneiest

Hilf dir selber, bevor du andere arzneiest nach Sirach 18,20 (Luther 1912)


In Sirach 18,20 heißt es sinngemäß:
„Wer gesund ist, soll sich selbst pflegen, bevor er andere heilt.“

Dieser Vers aus dem Buch Jesus Sirach betont die Bedeutung von Selbstfürsorge und innerer Gesundheit. Bevor jemand anderen helfen, heilen oder unterstützen kann, muss er sich selbst um sein eigenes Wohl kümmern. Wer müde, krank oder geistig erschöpft ist, kann seine Fähigkeiten nicht voll entfalten und läuft Gefahr, anderen unzureichend oder sogar schädlich beizustehen.

Das Prinzip „Hilf dir selber“ bedeutet nicht Egoismus, sondern Verantwortung. Es geht darum, Kräfte zu bewahren, sich zu stärken und sich selbst zu achten, damit man die eigene Aufgabe mit Klarheit, Geduld und Mitgefühl erfüllen kann. Schon Jesus und die Propheten betonen, dass Menschen für sich selbst Sorge tragen sollen, um fähig zu sein, anderen zu dienen. Körperliche Gesundheit, geistige Balance und seelische Stabilität sind Voraussetzungen für nachhaltige Hilfe.

Der Vers kann auch als Lebensregel für den Alltag verstanden werden. Wer sich selbst vernachlässigt – durch Überarbeitung, innere Unruhe oder Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse – riskiert, dass das Helfen zu einer Belastung wird. Selbstfürsorge bedeutet, Grenzen zu erkennen, Ruhezeiten zu nutzen, sich Nahrung, Bewegung und geistliche Stärkung zu gönnen. Nur wer innerlich gefestigt ist, kann effektiv und liebevoll auf andere eingehen.

Darüber hinaus enthält der Vers eine moralische Dimension: Wer seine eigenen Bedürfnisse achtet, handelt auch verantwortungsvoll gegenüber anderen. Er schützt sie davor, dass seine Unausgeglichenheit oder Schwäche Schaden anrichtet. Das Sprichwort erinnert daran, dass Hilfe, die aus Erschöpfung oder Selbstvernachlässigung heraus gegeben wird, oft wirkungslos oder schädlich ist.

„Hilf dir selber, bevor du andere behandelst“ ist somit ein Ausdruck von Weisheit und Vorsorge. Es ist ein Aufruf, für sich selbst zu sorgen, um fähig zu sein, anderen wirklich Gutes zu tun. Wer diese Balance findet, erlebt, dass Selbstfürsorge und Nächstenliebe sich nicht widersprechen, sondern einander ergänzen. Erst wer sich selbst stützt, kann als zuverlässige Hilfe für andere wirken und nachhaltige Unterstützung schenken.


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