In Abrahams Wurstkessel schwimmen

In Abrahams Wurstkessel schwimmen

Hebr 7,9-11

(Eine heitere Betrachtung zu Hebr 7,9–11)

Man kennt das Sprichwort „In Abrahams Schoß sitzen“ – ein schönes Bild für himmlische Geborgenheit. Doch wer heutzutage lieber „in Abrahams Wurstkessel schwimmen“ möchte, hat wohl den himmlischen Trost mit einem irdischen All-you-can-eat-Buffet verwechselt. Statt himmlischer Ruhe erwartet man da eher deftige Kost: Gnade in Scheiben, Segen am Spieß und ein ewiges Gelage mit Senf und Sauerkraut.

Der Hebräerbrief (7,9–11) erinnert uns allerdings an etwas anderes. Dort geht es um Abraham, Melchisedek und die Frage, was ein wirklich vollkommenes Priestertum ist. Mit anderen Worten: Gott arbeitet nicht mit altem Fett, sondern mit frischem Glauben. Wer denkt, er könne sich durch religiöse Erbschaft – also durch „Abrahams Blutwurst“ – retten lassen, hat den neuen Bund noch nicht gekostet.

Das Bild vom „Wurstkessel“ passt dann fast zu gut: Viele Menschen möchten es sich im Glauben gemütlich machen – warm, satt und möglichst ohne Bewegung. Doch der Glaube, sagt der Hebräerbrief, ist kein Schmorgericht, das man einfach ziehen lässt, sondern ein Feuer, das immer wieder neu entfacht werden muss.

Abraham selbst hätte wohl geschmunzelt über die Vorstellung, dass seine Nachkommen dereinst im Wurstkessel baden statt in Gottes Verheißung leben. Er, der Nomade und Glaubensvater, wusste: Gott ruft nicht zum Schlemmen, sondern zum Aufbrechen. In Abrahams Schoß zu ruhen bedeutet Geborgenheit – in seinem Wurstkessel zu schwimmen bedeutet Trägheit.

Vielleicht steckt also eine ernste Wahrheit in diesem spaßigen Bild: Wenn unser Glaube nur noch um Selbstgenuss kreist, dann brauchen wir dringend geistliche Diät. Der Hebräerbrief lädt uns ein, das Alte loszulassen und das Neue zu kosten – nicht Fett, sondern Feuer, nicht Fülle im Bauch, sondern Freude im Herzen.

Und wer am Ende trotzdem noch Hunger hat – der darf sich getrost sagen lassen: Im Reich Gottes gibt’s sicher auch Würstchen. Aber sie werden wohl geistlicher Art sein – leicht verdaulich, ewig haltbar und garantiert frei von Selbstgerechtigkeit.


Eine kabarettistische Version

Also nochmal: In Abrahams Wurstkessel schwimmen

(Ein Versuch zwischen Theologie und Theke – frei nach Hebräer 7,9–11)

Also, meine Damen und Herren – der Ausdruck „in Abrahams Schoß sitzen“ war ja ursprünglich was ganz Edles: himmlische Geborgenheit, Friede, Trost, Licht und Liebe. Doch irgendwann muss einer gesagt haben: „Schoß ist schön – aber wo bleibt das Buffet?“ – Und zack! Schon schwimmen wir „in Abrahams Wurstkessel“.

Da blubbert es friedlich: die Frommen in der Fleischbrühe des Segens, die Gerechten als Brühwürstchen der Erlösung. Jeder denkt: „Hier bleib ich! Warm, fett und gläubig – mehr Himmel geht nicht!

Aber der Hebräerbrief (Kapitel 7, Sie wissen schon, der, den keiner liest, weil er zu viele Priesternamen hat) ruft von hinten: „Leute! Es geht um das vollkommene Priestertum – nicht um die perfekte Bratwurst!“ Da geht’s um Glauben, nicht um Grillgut!

Doch seien wir ehrlich: Die Idee hat was. „In Abrahams Wurstkessel“ – das klingt nach einem Ort, wo man als Christ noch gemütlich glauben darf. Kein Stress, kein Fasten, kein missionarischer Eifer – nur sachte simmern in der Gnade. Einmal im Monat umgerührt, und fertig ist der selige Eintopf.

Und wenn einer fragt: „Lebst du noch oder glaubst du schon?“ Dann sagt man: „Ich schwimm! Schön gleichmäßig zwischen Leberwurst und Hoffnung!“

Abraham selbst hätte wahrscheinlich die Hände überm Kopf zusammenge-schlagen. Der Mann zog durch die Wüste, vertraute auf Gottes Wort. Und wir machen daraus eine Wellness-Oase mit Theologie-Whirlpool.

Aber mal ehrlich: So sind wir halt. Wir wollen Glauben, aber bitte ohne Risiko. Vertrauen, aber mit Rückgaberecht. Und wenn’s geht, mit einem Teller Senf daneben.

Doch der Hebräerbrief ruft uns zu: „Kommt heraus aus dem Kessel! Das Fett mag wärmen, aber es lähmt. Glauben heißt: Los, komm raus, lauf weiter – mit Gott durchs Unbekannte, aber nicht im Sud des Alten!“

Also, meine lieben Brüder und Schwestern in der Marinade des Glaubens: Lasst uns lieber Feuer unterm Glauben machen, statt uns im eigenen Saft zu garen! Denn wer zu lange im Wurstkessel bleibt, landet am Ende als lauwarme Theologie.

Und das – das ist weder himmlisch noch halal.

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