Den Gerechten gibt’s der Herr im Schlaf

Den Gerechten gibt’s der Herr im Schlaf Ps 127,2

Vertrauen, Ruhe und göttliche Gelassenheit

Der Satz „SDen Gerechten gibt’s der Herr im Schlaf“ stammt aus dem Psalm 127, Vers 2. Dieser kurze, beinahe poetische Spruch hat seit Jahrhunderten viele Menschen bewegt. Er klingt friedlich und geheimnisvoll zugleich. Doch was bedeutet er eigentlich? Soll man wirklich einfach schlafen und alles Gott überlassen? Oder steckt dahinter eine tiefere Lebensweisheit über Vertrauen und Gelassenheit?

Im Psalm 127 heißt es:

„Wenn der Herr das Haus nicht baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen.
Wenn der Herr die Stadt nicht behütet, so wacht der Wächter umsonst.
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und spät euch niedersetzt und das Brot der Mühsal esst;
denn seinen Freunden gibt er’s im Schlaf.“

Diese Worte stammen aus einer Zeit, in der das Leben von harter Arbeit, Sorgen und Unsicherheit geprägt war. Die Menschen mussten täglich um Nahrung, Schutz und Zukunft kämpfen. Der Psalm erinnert daran, dass trotz aller Anstrengung letztlich Gott das Entscheidende wirkt. Ohne seine Hilfe bleibt menschliche Mühe unvollkommen.

Das bedeutet nicht, dass Arbeit sinnlos ist, sondern dass sie erst durch Vertrauen auf Gott ihren Sinn und Frieden bekommt.

Die Bedeutung des Schlafs

Der Schlaf ist in der Bibel oft ein Symbol für Ruhe, Vertrauen und Hingabe. Im Schlaf lässt der Mensch los – er kann nichts kontrollieren, nichts planen, nichts absichern. Gerade in diesem Zustand völliger Ruhe wirkt das Vertrauen auf Gott am stärksten.

Wenn es im Psalm heißt, dass Gott „seinen Freunden im Schlaf gibt“, meint das:

  • Der Mensch, der Gott vertraut, darf loslassen.
  • Er muss sich nicht krampfhaft sorgen, um Erfolg zu haben.
  • Er darf ruhen in dem Wissen, dass Gott auch dann wirkt, wenn er selbst nichts mehr tun kann.

Das ist keine Einladung zur Faulheit, sondern zur inneren Gelassenheit. Es geht darum, die Balance zu finden zwischen tätigem Handeln und vertrauender Ruhe.

Arbeit und Vertrauen

Der Psalm kritisiert nicht die Arbeit, sondern die rastlose Selbstüberforderung. Menschen, die glauben, alles allein schaffen zu müssen, verlieren oft die Fähigkeit, zu ruhen und zu vertrauen. Sie bauen und wachen – aber ohne inneren Frieden.

Der Glaube aber sagt:

Wer sich auf Gott verlässt, der kann ruhig schlafen.

Das bedeutet nicht, dass Gott alles „fertig serviert“, sondern dass er denjenigen, die ihm vertrauen, Ruhe des Herzens schenkt – also die Fähigkeit, Arbeit und Sorgen in seine Hände zu legen.

In der modernen Sprache könnte man sagen: Gott schenkt seinen Freunden nicht unbedingt Reichtum im Schlaf, aber Frieden und Vertrauen, das größer ist als jede Leistung.

Das heißt heute:

In unserer Zeit sind viele Menschen ständig beschäftigt, gestresst und überfordert. Der Satz „Seinen Freunden gibt’s der Herr im Schlaf“ wirkt da fast wie ein Gegenprogramm zur heutigen Leistungsgesellschaft.

Er ruft dazu auf, aufzuhören, alles erzwingen zu wollen, und stattdessen Vertrauen zu lernen – Vertrauen darauf, dass nicht alles vom eigenen Planen, Arbeiten und Wollen abhängt.

Er erinnert uns daran, dass Gott auch in der Ruhe wirkt, dass Wachstum und Gelingen manchmal gerade dort geschehen, wo wir nicht mehr aktiv sind – wie die Saat, die nachts wächst, ohne dass der Bauer weiß, wie.

*

„Seinen Freunden gibt’s der Herr im Schlaf“ ist kein Spruch gegen die Arbeit, sondern ein Lob des Vertrauens. Er sagt: Wer sich Gott anvertraut, darf gelassen sein. Wer loslassen kann, empfängt mehr, als er durch rastlose Mühe je erreichen würde.

Es ist eine Einladung, im Glauben zu ruhen – in der Gewissheit, dass das Leben nicht nur von unserer Kraft abhängt.
Denn manchmal wirkt Gott gerade dann am meisten, wenn wir still werden und schlafen.

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