Heulen und Zähneklappern

Heulen und Zähneklappern nach Matthäus 8,12; 13,42.50; 22,13; 24,51; 25,30; Lukas 13,28

Heulen und Zähneklappern

Fünfmal spricht Jesus im Matthäusevangelium davon, dass geheult und mit den Zähnen geklappert wird. Unmittelbar davor wird jemand in die Dunkelheit hinausgeworfen oder anderweitig für seine Verfehlungen bestraft. Ob es sich bei den beschriebenen furchteinflößenden Geräuschen um das Bibbern der Verstoßenen oder um Äußerungen anderer Wesen handelt, „die draußen heulen und erwartungsvoll ihr Gebiss schnappen lassen“, ist nicht klar. Vor 2000 Jahren war man überzeugt, dass es zu nächtlicher Stunde außerhalb des Hauses nicht sicher war, weil lichtscheues Gesindel, zahlreiche Dämonen und böse Geister im Schutz der Dunkelheit ihr Unwesen trieben.

Text aus „Gleichnisse des Jesus von Nazareth“, Frank Weber, ISBN 9783819282317, BoD 2025.

Das biblische Bild des endzeitlichen Gerichts

Das wiederkehrende biblische Motiv des „Heulens und Zähneklapperns“ begegnet in mehreren Gleichnissen und Reden Jesu, besonders im Matthäusevangelium (8,12; 13,42.50; 22,13; 24,51; 25,30) und auch im Lukasevangelium (13,28). Diese Formulierung steht als eindrückliches Symbol für das endzeitliche Gericht, für das Erleben derer, die vom Reich Gottes ausgeschlossen bleiben. Sie ist Ausdruck tiefer existenzieller Not, Verzweiflung und der Erkenntnis des unwiderruflichen Verlusts der Gemeinschaft mit Gott.

In Matthäus 8,12 spricht Jesus vom „Weinen und Zähneklappern“ im Zusammenhang mit den „Kindern des Reiches“, die hinausgestoßen werden, während Menschen aus Ost und West in das Himmelreich eingehen. Hier wird deutlich: Es geht nicht um äußere Zugehörigkeit oder Herkunft, sondern um den gelebten Glauben. Die Verheißung Gottes gilt allen, die glauben, nicht nur einer bestimmten Gruppe.

In Matthäus 13,42 und 13,50, im Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen und vom Fischnetz, wird das Bild des Heulens und Zähneklapperns mit der Scheidung zwischen Gerechten und Bösen verbunden. Am Ende der Zeiten werden die Engel die Gottlosen aussondern. Eine bildhafte Darstellung des göttlichen Gerichts, das die Wahrheit ans Licht bringt. Das Feuer, in das sie geworfen werden, steht nicht nur für Strafe, sondern für das endgültige Getrenntsein von Gott.

In Matthäus 22,13 erscheint die Wendung in der Geschichte vom königlichen Hochzeitsmahl. Der Gast ohne Hochzeitskleid wird hinausgeworfen. Auch hier geht es nicht um äußere Kleidung, sondern um die innere Bereitschaft, Gottes Einladung anzunehmen und sich verwandeln zu lassen. Das „Heulen und Zähneklappern“ ist die Reaktion auf die versäumte Gelegenheit zur Umkehr.

Matthäus 24,51 und 25,30 greifen das Motiv in den Gleichnissen vom treuen und untreuen Knecht sowie von den anvertrauten Talenten auf. Sie betonen Verantwortung und Wachsamkeit: Wer seine Aufgabe vernachlässigt und das Vertrauen Gottes missbraucht, wird ausgeschlossen. Das Bild zeigt, dass Gottes Gerechtigkeit nicht willkürlich, sondern folgerichtig ist – das Handeln des Menschen hat bleibende Konsequenzen.

Lukas 13,28 fasst diese Botschaft in einem eindringlichen Bild zusammen. Die Menschen werden sehen, wie Abraham, Isaak und Jakob im Reich Gottes sind, sie selbst aber draußen bleiben. Das Heulen und Zähneklappern steht hier für die schmerzvolle Erkenntnis, dass man die Einladung Gottes ausgeschlagen hat.

Zusammengefasst ist das „Heulen und Zähneklappern“ kein Zeichen göttlicher Grausamkeit, sondern eine ernste Mahnung. Es erinnert daran, dass Glaube Entscheidung bedeutet – ein Leben in Liebe, Treue und Offenheit für Gottes Ruf. Solange die Tür zum Reich Gottes offensteht, ist Umkehr möglich. Doch das Bild Jesu ruft uns auf, diese Einladung jetzt anzunehmen, bevor sie sich unwiderruflich schließt.

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