Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen. 2.Thes.2,10
Der Apostel Paulus spricht in seinem zweiten Brief an die Thessalonicher ein Thema an, das in allen Zeiten aktuell geblieben ist: die Verantwortung des Einzelnen für Arbeit und Versorgung. In 2. Thessalonicher 3,10 heißt es:
„Denn auch als wir bei euch waren, geboten wir euch dies: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“
Dieser Vers steht in einem Brief, der sich an eine junge Gemeinde richtet, die sich mit Fragen der Gemeinschaft, der Erwartung der Wiederkunft Christi und des täglichen Lebens auseinandersetzt. Paulus warnt vor Trägheit und Unverantwortlichkeit. In der Gemeinde gab es offenbar Menschen, die aus falsch verstandener Erwartung auf das baldige Kommen Christi aufgehört hatten, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Paulus macht klar: Glaube entbindet nicht von der Pflicht zur Arbeit.
Der Vers verbindet Glauben und Verantwortung. Christsein bedeutet nicht, dass man auf äußere Mühe verzichten kann. Wer Teil der Gemeinschaft ist, trägt Verantwortung – für sich selbst, für andere und für die Ordnung der Gemeinde. Arbeit ist sowohl Mittel der Versorgung als auch Ausdruck von Gottes Gebot, dass der Mensch aktiv sein Leben gestalten und sich nützlich machen soll.
Biblisch gesehen knüpft dieser Grundsatz an andere Texte an, die Arbeit als gottgewollten Teil menschlichen Lebens betonen. Bereits in 1. Mose 3,19 wird die Arbeit als Mühsal nach dem Sündenfall beschrieben, aber auch als Berufung, die Schöpfung zu bewahren. In 2. Thessalonicher 3 wird diese Pflicht konkret auf die Gemeinschaft bezogen. Wer sich weigert, seinen Teil beizutragen, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch die Ordnung und das Vertrauen innerhalb der Gemeinde.
Paulus gibt in den folgenden Versen (2. Thess 3,11–12) Anweisungen, wie die Gemeinde auf solche Trägheit reagieren soll. Nicht mit Gewalt, sondern durch Ermahnung, um den Einzelnen zur Arbeit und zum geordneten Leben zu bewegen. So wird die soziale Verantwortung in den Dienst der Gemeinschaft gestellt. Die christliche Perspektive verbindet individuelle Pflicht mit Solidarität. Jeder trägt bei, damit niemand ohne Hilfe bleibt, und die Gemeinschaft stark bleibt.
Arbeit heute
In der heutigen Zeit hat dieser Vers eine besondere Relevanz. In modernen Gesellschaften gibt es Debatten über Arbeit, soziale Sicherheit und Eigenverantwortung. Paulus’ Mahnung erinnert daran, dass Arbeit nicht nur Mittel zum Lebensunterhalt ist. Die eigene Arbeit ist auch ein Ausdruck von Würde, Teilhabe und Verantwortung. Gleichzeitig fordert der Vers zur Balance zwischen Pflicht und Barmherzigkeit auf. Wer nicht arbeiten kann, weil er krank oder hilfsbedürftig ist, bleibt in der Fürsorge der Gemeinschaft geschützt . Hier zeigt sich die christliche Ethik der Solidarität.
Insgesamt verbindet 2. Thessalonicher 3,10 zwei zentrale Gedanken: Arbeit ist eine Pflicht. Sie ist ein Teil der göttlichen Ordnung und des geordneten Lebens, und Christliche Gemeinschaft lebt von der Mitverantwortung aller. Wer sich entzieht, schadet nicht nur sich selbst, sondern auch der Gemeinschaft. Wer arbeitet, lebt im Einklang mit Gottes Gebot, trägt zur Ordnung und zum Wohl anderer bei und wird gleichzeitig in seiner eigenen Würde gestärkt.