Augen haben und nichts sehen, und Ohren haben und nichts hören nach Psalm 115,5.6;135,16.17Jeremia 5,21; Hesekiel 12,2
„Sie haben Mäuler und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht. Sie haben Ohren und hören nicht.“
So beschreibt der Psalmist (Psalm 115,5–6; 135,16–17) die Götzenbilder, die Menschen sich machen. Diese Verse sind scharfe Kritik an der Götzenverehrung. Menschen schaffen sich Abbilder aus Holz, Stein oder Metall, geben ihnen Augen und Ohren – doch diese Götzen bleiben stumm, blind und taub. Sie können nichts wahrnehmen, nichts verstehen, nichts tun. Im Gegensatz dazu steht der lebendige Gott, der sieht, hört und handelt.
Doch die Bibel überträgt dieses Bild auch auf Menschen selbst. In Jeremia 5,21 heißt es:
„Hört doch dies, du törichtes Volk, das kein Herz hat, das Augen hat und sieht nicht, Ohren hat und hört nicht!“
Und auch Hesekiel 12,2 klagt:
„Menschensohn, du wohnst inmitten eines widerspenstigen Hauses, die Augen haben, um zu sehen, und doch nicht sehen, Ohren, um zu hören, und doch nicht hören; denn sie sind ein widerspenstiges Haus.“
Wirklich wahrnehmen
Diese Worte treffen mitten ins Herz menschlicher Wirklichkeit. Sie zeigen, dass Blindheit und Taubheit nicht nur körperlich, sondern auch geistlich sein können. Es geht nicht darum, ob jemand tatsächlich sehen oder hören kann. Die Frage ist, ob er offen ist für Wahrheit, Gerechtigkeit und Gottes Wort. Viele Menschen sehen zwar mit den Augen, aber sie erkennen nicht, was wirklich wichtig ist. Sie hören die Botschaft Gottes, aber sie lassen sie nicht an ihr Herz.
„Augen haben und nichts sehen, Ohren haben und nichts hören“ beschreibt also eine innere Verschlossenheit. Das meint eine Haltung der Gleichgültigkeit, des Stolzes oder der Bequemlichkeit. Wer so lebt, verliert den Sinn für das, was Leben schenkt. Jeremia und Hesekiel rufen die Menschen zur Umkehr: Sie sollen ihre Herzen öffnen, ihre Sinne schärfen und sich wieder dem lebendigen Gott zuwenden.
Und wir im Heute?
Diese Worte sind auch heute aktuell. In einer Welt voller Bilder, Stimmen und Reize besteht die Gefahr, dass wir zwar vieles sehen und hören, aber wenig wirklich wahrnehmen. Wir übersehen das Leid anderer, überhören den Ruf nach Gerechtigkeit. Und wir übersehen das Gute, das Gott täglich wirkt. Geistliches Sehen und Hören bedeutet, aufmerksam zu werden für das, was Leben, Liebe und Wahrheit hervorbringt.
Die Bibel lädt uns ein, unsere inneren Augen und Ohren neu zu öffnen – für Gottes Wort, für die Not der Menschen und für die Schönheit der Schöpfung. Wer wirklich sieht und hört, erkennt Spuren Gottes in allem Lebendigen. Und wer sich von Gott die Augen und Ohren öffnen lässt, wird fähig, die Welt mit Mitgefühl, Klarheit und Hoffnung zu betrachten.
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