Schlagwort: Hiob

  • Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler

    Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler“ – Ein biblisches Bild vom Gericht und der Wahrheit
    (Matthäus 35,38; Lukas 17,37; Hiob 39,30; Habakuk 1,8)

    Der Satz „Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler“ stammt aus dem Neuen Testament (Matthäus 24,28). Auf den ersten Blick klingt er merkwürdig und sogar etwas abstoßend. Doch wie viele Bilder in der Bibel trägt auch dieses eine tiefere Bedeutung. Es will nicht über Tiere oder Tod sprechen, sondern über das Wirken Gottes in der Welt und die Unvermeidlichkeit der Wahrheit.

    Bei Matthäus und Lukas

    Jesus spricht diesen Satz, als er seinen Jüngern vom Ende der Zeiten erzählt. Viele Menschen werden in dieser Zeit behaupten, sie wüssten, wo der Messias sei oder wann genau das Ende komme. Jesus aber sagt:

    „Glaubt ihnen nicht! Denn wie der Blitz vom Osten bis zum Westen leuchtet, so wird das Kommen des Menschensohnes sein.“ Und dann fügt er hinzu: „Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.“

    Auch im Lukasevangelium (17,37) steht dieser Satz in einem ähnlichen Zusammenhang. Die Jünger fragen: „Wo wird das geschehen, Herr?“ – und Jesus antwortet mit genau diesen Worten.

    Damit will er sagen: Wenn das göttliche Gericht kommt, wenn Gott in die Welt eingreift, wird es nicht verborgen, nicht versteck und nicht zufällig geschehen. Es wird so deutlich und unausweichlich sein wie Adler, die man schon von weitem über einem Kadaver kreisen sieht. Das Handeln Gottes ist unübersehbar.

    In der Natur

    Das Bild stammt aus der Naturbeobachtung: Adler (in manchen Übersetzungen auch Geier) finden von selbst dorthin, wo ein totes Tier liegt. Niemand muss sie rufen – sie folgen ihrem Instinkt. Dieses Verhalten ist ein Teil der Ordnung der Schöpfung. In der Bibelstelle Hiob 39,30 wird genau das beschrieben:
    Seine Jungen saugen Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist er.“

    Hier wird der Adler nicht negativ dargestellt, sondern als ein Tier, das in Gottes Schöpfung seinen Platz hat. Es sorgt für den Kreislauf des Lebens, indem es Verwesung und Neuanfang miteinander verbindet.

    Übertragen auf Jesu Wort bedeutet das: Auch Gottes Handeln folgt einer Ordnung. Wo Schuld, Unrecht und geistlicher Tod sind, da wird Gottes Gerechtigkeit sichtbar – ganz natürlich, so wie Adler über dem Aas.

    Die Adler als Zeichen des Gerichts

    In der Prophetie des Habakuk (1,8) wird das Adlerbild deutlich mit dem Gericht Gottes verbunden. Der Prophet beschreibt die Babylonier, die als Werkzeug des göttlichen Gerichts über Israel kommen, mit den Worten:
    Sie fliegen dahin wie ein Adler, der sich auf die Beute stürzt.

    Der Adler ist hier ein Symbol für Schnelligkeit, Stärke, Unausweichlichkeit. Wenn das Unrecht überhandnimmt, lässt Gott nicht zu, dass es ungestraft bleibt. Sein Gericht „fliegt“ herbei, sobald das Böse offenbar ist.

    Jesu Wort knüpft an dieses Denken an: Wo das Aas ist – also das Verderbte, das Sündige, das Todgeweihte –, da erscheinen die Adler – also die Zeichen des göttlichen Gerichts. Gott sieht das Böse, und er lässt es nicht einfach geschehen.

    Was es bedeutet:

    Im übertragenen Sinn kann man sagen: Das, was im Inneren verdorben ist, zieht das Gericht an.

    Das gilt nicht nur für Völker und Gesellschaften, sondern auch für jeden einzelnen Menschen. Wenn jemand dauerhaft in Lüge, Ungerechtigkeit oder Lieblosigkeit lebt, dann sammelt sich irgendwann das „Gericht“ – die Folgen dieser Haltung werden sichtbar.

    Aber in diesem Bild liegt nicht nur eine Drohung. Es ist auch eine Mahnung zur Wachsamkeit und ein Ruf zur Umkehr. Wer auf die Zeichen achtet, wer die Wahrheit sucht und sich von Gott führen lässt, wird das Kommen des Menschensohnes nicht fürchten müssen.

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    Das Sprichwort „Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler“ ist also weit mehr als eine düstere Naturbeobachtung. Es sagt:

    • Nichts bleibt verborgen.
    • Wo Verderben herrscht, dort wird die Wahrheit sichtbar.
    • Gottes Ordnung wirkt – sichtbar und gerecht.

    Man kann es auch ganz allgemein verstehen: In einer Welt, in der vieles verfällt – in Moral, Wahrheit oder Glaube –, wird irgendwann offenbar, was echt und was tot ist. Die „Adler“ stehen dann für das Sichtbarwerden der Wahrheit, für die Klarheit, die alles ans Licht bringt.

    *

    Jesu Wort erinnert daran, dass man das Wirken Gottes nicht berechnen oder verstecken kann. Es zeigt sich von selbst – so sicher wie Adler, die ein Aas finden.

    Darum lädt dieser Satz dazu ein, achtsam zu leben, ehrlich mit sich selbst zu sein und die Zeichen der Zeit richtig zu deuten. Denn wo geistlicher Tod ist, wird auch das Gericht sichtbar – aber wo Leben und Gerechtigkeit sind, da leuchtet das Licht Gottes.

  • Nicht von gestern sein

    Nicht von gestern sein Ijob 8,9

  • So wahr Gott lebt

    So wahr Gott lebt Hiob 27,2

  • Die Haare stehen zu Berge

    Die Haare stehen zu Berge Hiob 4,13-17

  • Sich die Haare raufen

    Sich die Haare raufen Ijob 1,20

  • Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gepriesen

    Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gepriesen. Ijob: 1,20-22

  • Bis hierher und nicht weiter

    Bis hierher und nicht weiter Ijob 38,8-11

  • Arm wie Hiob

    Arm wie Hiob Hiob 17,6

  • Eine Hiobsbotschaft erhalten

    Eine Hiobsbotschaft erhalten Ijob 1,14-15; 1,14-18

  • Das ist mir zu hoch

    Das ist mir zu hoch. Ijob 42,3b, Psalm 139,6, Sprüche 24,7

  • Eine große Kluft

    Eine große Kluft Lk 16,26 Ijob 1,14-15

  • Das Leben ein Kampf

    Das Leben ein Kampf Hiob 7,1

  • Das Licht scheuen

    Das Licht scheuen Ijob 24,15-16

  • Jemandem geht ein Licht auf Hiob

    Jemandem geht ein Licht auf Hiob 25,3; Ps. 97,11; 112,4; Mt.4,16; Johannes 8,12

  • Vom Scheitel bis zur Sohle

    Vom Scheitel bis zur Sohle 5. Mo.28,35; 2.Sam14,25; Hiob2,7

  • Mit etwas schwanger gehen

    Mit etwas schwanger gehen Ps 7,15, Ijob 15,35, Jes 59,4c

  • Wie Spreu im Winde

    Wie Spreu im Winde Hiob 18,21; Ps. 1,4; 35,5

  • Der große Unbekannte

    Der große Unbekannte Hiob 36,26

  • Den Weg gehen, den man nicht wiederkommt

    Den Weg gehen, den man nicht wiederkommt Hiob 16,22

  • Von den Würmern gefressen werden

    Von den Würmern gefressen werden Hiob 4,19; Apg.12,23

  • Auf keinen grünen Zweig kommen

    Auf keinen grünen Zweig kommen stammt aus Hiob 15,32; in der Übersetzung nach Luther 2017 heißt es: „32 Er verwelkt noch vor der Zeit, und sein Zweig wird nicht mehr grünen.“

    Vom Scheitern und Hoffen

    Die Redewendung „auf keinen grünen Zweig kommen“ benutzen wir oft, wenn jemand im Leben trotz Mühe keinen Erfolg hat. Sie beschreibt Menschen, die sich anstrengen, aber nicht vorankommen – sei es im Beruf, im Geld oder im persönlichen Glück. Der Ausdruck klingt alltäglich, aber er hat tiefere Wurzeln. Schon in der Bibel finden sich Bilder, die dem sehr ähnlich sind. Besonders im Buch Hiob wird dieses Thema eindrucksvoll aufgegriffen.

    Woher kommt die Redewendung

    „Auf keinen grünen Zweig kommen“ stammt ursprünglich aus der Sprache der Natur. Ein „grüner Zweig“ steht sinnbildlich für Wachstum, Leben, Hoffnung und Erfolg. Wenn ein Baum oder Strauch grüne Zweige treibt, ist das ein Zeichen von Lebenskraft und Zukunft.

    Wer dagegen „auf keinen grünen Zweig kommt“, dessen Leben gleicht einem dürren, abgestorbenen Baum – nichts wächst, nichts blüht, alles scheint festgefahren. Diese Redewendung beschreibt also nicht nur Misserfolg, sondern auch ein Gefühl von Stillstand und Verzweiflung.

    Bezug zu Hiob 15,32

    Im Buch Hiob findet sich ein ähnliches Bild. Dort heißt es in Hiob 15,32 über den Gottlosen: „Er wird nicht grün bleiben; seine Zweige werden verdorren, ehe ihre Zeit kommt.“

    Diese Worte stammen aus der Rede von Elifas, einem der Freunde Hiobs. Elifas behauptet, dass Menschen, die sich gegen Gott stellen oder ungerecht handeln, keinen Bestand haben. Ihr Leben gleicht einem Baum, dessen Zweige verdorren, bevor er Frucht tragen kann.

    Das ist im Grunde das biblische Bild von jemandem, der „auf keinen grünen Zweig kommt“. Der Gottlose, sagt Elifas, wird keinen Erfolg haben, weil sein Tun nicht im Einklang mit Gott steht. Ohne Gottes Segen gibt es kein echtes Wachstum.

    Mühe ohne Erfolg

    Doch das Buch Hiob zeigt zugleich, dass diese Sicht zu kurz greift.
    Hiob ist kein Gottloser, und trotzdem verliert er alles: Besitz, Familie, Gesundheit.
    Er kommt – menschlich gesehen – auch „auf keinen grünen Zweig“.

    Das führt zur zentralen Frage des Buches:
    Warum leiden auch Gerechte?
    Warum scheinen manche trotz Glauben und Fleiß zu scheitern?

    Hiob ringt mit Gott um eine Antwort. Er erkennt: Nicht jeder Misserfolg ist eine Strafe, und nicht jedes Unglück ein Zeichen von Schuld. Manchmal bleibt der grüne Zweig verborgen, weil das Leben Prüfungen enthält, die wir nicht sofort verstehen.

    Ein grüner Zweig als Symbol der Hoffnung

    Trotz allem bleibt im Buch Hiob ein Hoffnungszeichen:
    Am Ende wendet sich Hiobs Schicksal. Er erkennt, dass wahres Wachstum nicht im äußeren Erfolg, sondern im Glauben und Vertrauen auf Gott liegt.

    So kann man sagen: Wer nur auf äußeren Erfolg schaut, kann leicht das Gefühl haben, „auf keinen grünen Zweig zu kommen“.

    Wer aber Gott vertraut, entdeckt, dass der „grüne Zweig“ manchmal innerlich wächst – als Reife, Geduld und Glaube.

    Der grüne Zweig wird so zum Zeichen der Hoffnung, dass auch aus Leid neues Leben entstehen kann.

    Das heißt für heute:

    In unserer Zeit erleben viele Menschen, dass ihre Mühe oft nicht sofort Früchte trägt. Man arbeitet, kämpft, hofft – und trotzdem scheinen die Erfolge ausbleiben.
    Der Satz „Ich komme einfach auf keinen grünen Zweig“ drückt diese Erfahrung sehr gut aus.

    Doch die biblische Sicht lädt dazu ein, tiefer zu schauen:
    Manchmal ist das, was verdorrt scheint, nur eine Phase des Wartens. Auch in einem kahlen Baum steckt noch Leben – und zur rechten Zeit kann wieder ein grüner Zweig wachsen.

    Wer sein Vertrauen nicht allein auf Leistung und Glück setzt, sondern auf Gott, darf darauf hoffen, dass sein Leben Früchte trägt – auch wenn das Wachsen Zeit braucht.


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    Die Redewendung „auf keinen grünen Zweig kommen“ beschreibt ein Gefühl der Ohnmacht und des Scheiterns. Doch im Licht von Hiob 15,32 bekommt sie eine tiefere Bedeutung: Der wahre „grüne Zweig“ wächst nicht allein aus eigener Kraft, sondern aus der Verbindung mit Gott.

    Auch wenn manches im Leben verdorrt scheint, kann aus dem Glauben neues Leben entstehen.
    Denn wo Vertrauen ist, da kann Hoffnung wieder ausschlagen –
    wie ein Zweig, der nach dem Winter plötzlich wieder grün wird.