Kategorie: A

Bibelsprüche, die mit a beginnen

  • Das A und O, Alpha und Omega

    Das A und O, Alpha und Omega

    Der Ausdruck „das A und O“ ist eine Redewendung, die vielen bekannt ist – sie bedeutet im Alltag „das Wichtigste“, „der Anfang und das Ende“ oder „das Entscheidende“. Ihren Ursprung hat sie jedoch in der Bibel, genauer gesagt im letzten Buch des Neuen Testaments, der Offenbarung des Johannes. Dort bezeichnet sich Gott selbst, ebenso wie Jesus Christus, als das „Alpha und Omega“, die erste und die letzte Buchstaben des griechischen Alphabets.

    In Offenbarung 1,8 heißt es:

    Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“

    Und in Offenbarung 22,13 spricht Christus:

    Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.

    Diese Worte haben eine tiefe theologische Bedeutung. Sie machen deutlich, dass Gott der Ursprung und das Ziel von allem ist. Alles Leben beginnt in ihm und findet in ihm seine Vollendung. Indem Gott sich Alpha und Omega nennt, unterstreicht er seine ewige, unveränderliche Existenz: Er steht über der Zeit, über Anfang und Ende, und umfasst die ganze Wirklichkeit.

    Im alttestamentlichen Hintergrund begegnet uns ein ähnlicher Gedanke: In Jesaja 44,6 sagt der Herr:

    Ich bin der Erste und ich bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott.“
    Hier wird bereits deutlich, dass Gott allein Ursprung und Ziel des Universums ist – ein Gedanke, den die Offenbarung auf Christus überträgt. Damit wird bezeugt: Jesus Christus ist wahrer Gott, an seiner Person erfüllt sich Gottes Ewigkeit und Herrschaft über alles Sein.

    Das Alpha und Omega symbolisiert aber nicht nur Ewigkeit, sondern auch Vollständigkeit und Ganzheit. Zwischen Alpha und Omega liegen alle Buchstaben des Alphabets – sie stehen sinnbildlich für die gesamte Schöpfung, für alles, was existiert und Sinn erhält durch Gott. In Christus findet die Schöpfung ihren Anfang (Joh 1,3: „Alles ist durch ihn geworden“) und ihr Ziel (Kol 1,16: „Alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen“).

    Für den Glauben bedeutet das: Gott ist nicht nur am Beginn unseres Lebens gegenwärtig, sondern bleibt auch am Ende bei uns. Er trägt alles, was dazwischen liegt – die ganze Geschichte, jedes einzelne Leben, jeden Weg. Wer an Christus glaubt, darf sich geborgen wissen in diesem göttlichen Umgreifen von Anfang und Ende.

    So wird das „A und O“ zum Symbol der Treue Gottes: Er ist der Erste, der uns ins Leben ruft, und der Letzte, der uns in Ewigkeit erwartet. Nichts bleibt außerhalb seines Wirkens, nichts geht verloren in seiner Liebe. Deshalb ist Christus das A und O nicht nur der Weltgeschichte, sondern auch des persönlichen Glaubens – der Ursprung, der Sinn und die Vollendung unseres Daseins.

  • Das A und O (einer Sache) sein

    Das A und O (einer Sache) sein

    (nach Jesaja 41,4; 44,6; 48,12; Offenbarung 1,8.11; 21,6; 22,13)

    Der Ausdruck „das A und O“ – also „das Alpha und das Omega“ – ist tief in der biblischen Sprache verwurzelt. Er stammt aus dem Griechischen Alphabet, in dem Alpha der erste und Omega der letzte Buchstabe ist. Wenn Gott in der Bibel sagt: „Ich bin das Alpha und das Omega“ (Offb 1,8), so bedeutet das: Er ist der Anfang und das Ende, Ursprung und Vollendung, der, von dem alles ausgeht und zu dem alles zurückkehrt.

    Diese Selbstoffenbarung Gottes findet ihre Wurzeln bereits im Alten Testament. In Jesaja 41,4 spricht Gott: „Ich bin der Erste und ich bin bei den Letzten derselbe.“ Ebenso in Jesaja 44,6: „Ich bin der Erste und der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott.“ Und in Jesaja 48,12 heißt es: „Ich bin derselbe, ich bin der Erste, ich bin auch der Letzte.“ Diese Aussagen unterstreichen die Einzigkeit und Ewigkeit Gottes. Er steht über der Geschichte, er umfasst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kein anderes Wesen teilt seine göttliche Beständigkeit.

    Im Neuen Testament greift die Offenbarung des Johannes dieses Motiv auf und überträgt es auf Christus selbst. In Offb 1,8 sagt der Herr: „Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott der Herr, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.“ Und am Ende der Schrift heißt es noch einmal: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ (Offb 22,13). Hier wird deutlich: Christus teilt Gottes Ewigkeit – er ist der Herr der Geschichte, der alles begonnen hat und alles vollenden wird.

    Die Redewendung im Alltag

    Wenn man im alltäglichen Sprachgebrauch sagt, jemand sei „das A und O einer Sache“, dann meint man: Er oder sie ist das Entscheidende, der Mittelpunkt, das Wesentliche. Diese Redewendung geht also auf die tief biblische Wahrheit zurück, dass Gott selbst der Ursprung und das Ziel allen Lebens ist. Was keinen Bezug zu ihm hat, verliert seinen Sinn und seine Richtung.

    So lädt das biblische „A und O“ dazu ein, Gott in allen Dingen als den Ersten und Letzten zu erkennen – als den, der allem Sinn gibt und in dem alles seinen Abschluss findet. Wer Gott in den Mittelpunkt seines Lebens stellt, hat das „A und O“ gefunden: den festen Anfang, den tragenden Grund und das verheißene Ziel des Daseins.

  • In Abrahams Schoß (sitzen)

    So sicher wie in Abrahams Schoß

    Die Redewendung „In Abrahams Schoß (sitzen)“, die heute eher selten zu hören ist, geht auf das Gleichnis vom Reichen Mann und dem Armen Lazarus zurück. Aus jüdischer Perspektive gilt Abrahams Schoß als Ort der Seligkeit und des friedvollen Wartens bis zum Ankommen im Reich Gottes. Lazarus wird nach einem Leben in Armut und Not von den Engeln aufgehoben in den Himmel, an einen Ort der Geborgenheit und absoluten Sicherheit.

    In Abrahams Schoß (Lk 16,22)

    Der Ausdruck „in Abrahams Schoß“ stammt aus dem Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus im Lukasevangelium (Lk 16,19–31). In Vers 22 heißt es: „Es begab sich aber, dass der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben.“ Diese bildhafte Formulierung steht im Zentrum der christlichen Vorstellung vom jenseitigen Trost und von der endgültigen Gerechtigkeit Gottes.

    Der „Schoß Abrahams“ ist ein uraltes Bild des Geborgenseins und der Nähe zu Gott. Abraham gilt im Judentum und Christentum als „Vater des Glaubens“, als derjenige, dem Gott seine Verheißung gegeben hat und durch den Segen und Heil in die Welt kommen sollten. Wenn also Lazarus nach seinem Tod „in Abrahams Schoß“ getragen wird, bedeutet das: Er findet Aufnahme bei dem, der Gottes Freund genannt wird, und damit auch in Gottes Nähe selbst. Es ist ein Bild der innigsten Gemeinschaft, ähnlich wie ein Kind, das auf dem Schoß des Vaters ruht – geschützt, getröstet und angenommen.

    Gegensätzliche Aufenthaltsorte

    Zugleich steht dieser Ausdruck in starkem Kontrast zur Situation des reichen Mannes, der zu Lebzeiten alles hatte, aber nach dem Tod in Qualen gerät. Das Gleichnis will damit keine detaillierte Jenseitsbeschreibung liefern, sondern eine ethische und theologische Wahrheit verdeutlichen. Gott sieht die Not der Armen, und sein Reich kehrt die Maßstäbe der Welt um. Der, der auf Erden litt, findet Trost; der, der sich selbst genug war, erkennt seine Bedürftigkeit zu spät.

    Der Ort ist somit ein Symbol für das vollkommene Heil, für Trost und Anerkennung nach einem Leben der Entbehrung. Es verweist auf die Hoffnung, dass Gott den Menschen nicht nach äußerem Erfolg oder Reichtum beurteilt, sondern nach dem Herzen. Für die frühen Christen war dieses Bild auch Ausdruck der Auferstehungshoffnung. Wer an Gott glaubt und in Treue lebt, wird am Ende geborgen sein in seiner Liebe – so wie Lazarus in Abrahams Schoß.

    So lädt der Vers Lk 16,22 dazu ein, über das eigene Leben nachzudenken. Wo suchen wir Sicherheit – in Besitz und Ansehen oder in der Gemeinschaft mit Gott? Es bleibt ein Bild des tiefsten Trostes und der himmlischen Geborgenheit. Die ist jenen verheißen, die in Vertrauen und Demut leben.

  • In Abrahams Wurstkessel schwimmen

    In Abrahams Wurstkessel schwimmen

    Hebr 7,9-11

    (Eine heitere Betrachtung zu Hebr 7,9–11)

    Man kennt das Sprichwort „In Abrahams Schoß sitzen“ – ein schönes Bild für himmlische Geborgenheit. Doch wer heutzutage lieber „in Abrahams Wurstkessel schwimmen“ möchte, hat wohl den himmlischen Trost mit einem irdischen All-you-can-eat-Buffet verwechselt. Statt himmlischer Ruhe erwartet man da eher deftige Kost: Gnade in Scheiben, Segen am Spieß und ein ewiges Gelage mit Senf und Sauerkraut.

    Der Hebräerbrief (7,9–11) erinnert uns allerdings an etwas anderes. Dort geht es um Abraham, Melchisedek und die Frage, was ein wirklich vollkommenes Priestertum ist. Mit anderen Worten: Gott arbeitet nicht mit altem Fett, sondern mit frischem Glauben. Wer denkt, er könne sich durch religiöse Erbschaft – also durch „Abrahams Blutwurst“ – retten lassen, hat den neuen Bund noch nicht gekostet.

    Das Bild vom „Wurstkessel“ passt dann fast zu gut: Viele Menschen möchten es sich im Glauben gemütlich machen – warm, satt und möglichst ohne Bewegung. Doch der Glaube, sagt der Hebräerbrief, ist kein Schmorgericht, das man einfach ziehen lässt, sondern ein Feuer, das immer wieder neu entfacht werden muss.

    Abraham selbst hätte wohl geschmunzelt über die Vorstellung, dass seine Nachkommen dereinst im Wurstkessel baden statt in Gottes Verheißung leben. Er, der Nomade und Glaubensvater, wusste: Gott ruft nicht zum Schlemmen, sondern zum Aufbrechen. In Abrahams Schoß zu ruhen bedeutet Geborgenheit – in seinem Wurstkessel zu schwimmen bedeutet Trägheit.

    Vielleicht steckt also eine ernste Wahrheit in diesem spaßigen Bild: Wenn unser Glaube nur noch um Selbstgenuss kreist, dann brauchen wir dringend geistliche Diät. Der Hebräerbrief lädt uns ein, das Alte loszulassen und das Neue zu kosten – nicht Fett, sondern Feuer, nicht Fülle im Bauch, sondern Freude im Herzen.

    Und wer am Ende trotzdem noch Hunger hat – der darf sich getrost sagen lassen: Im Reich Gottes gibt’s sicher auch Würstchen. Aber sie werden wohl geistlicher Art sein – leicht verdaulich, ewig haltbar und garantiert frei von Selbstgerechtigkeit.


    Eine kabarettistische Version

    Also nochmal: In Abrahams Wurstkessel schwimmen

    (Ein Versuch zwischen Theologie und Theke – frei nach Hebräer 7,9–11)

    Also, meine Damen und Herren – der Ausdruck „in Abrahams Schoß sitzen“ war ja ursprünglich was ganz Edles: himmlische Geborgenheit, Friede, Trost, Licht und Liebe. Doch irgendwann muss einer gesagt haben: „Schoß ist schön – aber wo bleibt das Buffet?“ – Und zack! Schon schwimmen wir „in Abrahams Wurstkessel“.

    Da blubbert es friedlich: die Frommen in der Fleischbrühe des Segens, die Gerechten als Brühwürstchen der Erlösung. Jeder denkt: „Hier bleib ich! Warm, fett und gläubig – mehr Himmel geht nicht!

    Aber der Hebräerbrief (Kapitel 7, Sie wissen schon, der, den keiner liest, weil er zu viele Priesternamen hat) ruft von hinten: „Leute! Es geht um das vollkommene Priestertum – nicht um die perfekte Bratwurst!“ Da geht’s um Glauben, nicht um Grillgut!

    Doch seien wir ehrlich: Die Idee hat was. „In Abrahams Wurstkessel“ – das klingt nach einem Ort, wo man als Christ noch gemütlich glauben darf. Kein Stress, kein Fasten, kein missionarischer Eifer – nur sachte simmern in der Gnade. Einmal im Monat umgerührt, und fertig ist der selige Eintopf.

    Und wenn einer fragt: „Lebst du noch oder glaubst du schon?“ Dann sagt man: „Ich schwimm! Schön gleichmäßig zwischen Leberwurst und Hoffnung!“

    Abraham selbst hätte wahrscheinlich die Hände überm Kopf zusammenge-schlagen. Der Mann zog durch die Wüste, vertraute auf Gottes Wort. Und wir machen daraus eine Wellness-Oase mit Theologie-Whirlpool.

    Aber mal ehrlich: So sind wir halt. Wir wollen Glauben, aber bitte ohne Risiko. Vertrauen, aber mit Rückgaberecht. Und wenn’s geht, mit einem Teller Senf daneben.

    Doch der Hebräerbrief ruft uns zu: „Kommt heraus aus dem Kessel! Das Fett mag wärmen, aber es lähmt. Glauben heißt: Los, komm raus, lauf weiter – mit Gott durchs Unbekannte, aber nicht im Sud des Alten!“

    Also, meine lieben Brüder und Schwestern in der Marinade des Glaubens: Lasst uns lieber Feuer unterm Glauben machen, statt uns im eigenen Saft zu garen! Denn wer zu lange im Wurstkessel bleibt, landet am Ende als lauwarme Theologie.

    Und das – das ist weder himmlisch noch halal.

  • O mein Sohn Absalom

    O mein Sohn Absalom 2. Samuel 19,1-4

    Das zweite Buch Samuel erzählt eine der bewegendsten Szenen des Alten Testaments: König David trauert um seinen Sohn Absalom. Nachdem Absalom gegen seinen Vater aufbegehrt, einen Aufstand angeführt und selbst die Königsherrschaft an sich reißen wollte, endet der Konflikt tragisch. Im Kampf wird Absalom getötet – und als David davon erfährt, bricht er in tiefen Schmerz aus.

    Da erbebte der König, und er ging hinauf in das Obergemach über dem Tor und weinte. Und im Gehen sprach er:
    O mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom!
    Ach, dass ich doch an deiner statt gestorben wäre!
    O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!
    “ (2 Sam 19,1)

    Dieser Ausruf Davids ist einer der ergreifendsten Klagerufe der Bibel. Er zeigt den König nicht als mächtigen Herrscher, sondern als Vater, der an seinem Verlust zerbricht. Trotz allem, was Absalom ihm angetan hat – der Rebellion, dem Verrat, der Entfremdung –, bleibt er Davids Sohn. Der Schmerz über den Tod des eigenen Kindes überlagert alles Politische, alles Persönliche.

    Davids Klage zeigt die ganze Tiefe menschlicher Liebe und Zerbrechlichkeit. Sie offenbart, dass selbst im Glauben an Gott das Leid und der Verlust ihren Platz haben dürfen. David klagt nicht an, er verdrängt nicht – er schreit seinen Schmerz hinaus. Damit gibt er der Trauer Raum und macht deutlich: Vor Gott dürfen auch Tränen und Widersprüche stehen.

    In Davids Ruf klingt auch etwas von der Liebe Gottes selbst an. Wie David um seinen abtrünnigen Sohn weint, so trauert Gott über den Menschen, der sich von ihm entfernt. Gottes Liebe bleibt – selbst, wenn der Mensch sich gegen ihn stellt. Im Licht des Neuen Testaments erinnert Davids Klage an das, was Gott in Jesus Christus offenbart. Eine Liebe, die bereit ist, das eigene Leben hinzugeben, um den verlorenen Menschen zu retten.

    Davids Worte „Ach, dass ich doch an deiner statt gestorben wäre!“ weisen so über seine persönliche Trauer hinaus. Sie spiegeln das Herz des Evangeliums. Gott selbst trägt den Schmerz über die Trennung von seinen Kindern – und in Christus erfüllt sich, was David nur ausruft. Einer stirbt an unserer statt.

    „O mein Sohn Absalom“ bleibt daher nicht nur ein Schrei der Verzweiflung, sondern auch ein Zeugnis von Liebe, die über Schuld hinausreicht. Es ist der Ruf eines Vaters – menschlich zutiefst erschüttert, aber zugleich ein Spiegel göttlichen Mitgefühls, das niemals aufhört, nach seinen Kindern zu rufen.

  • Der Abschaum der Menschheit

    Der Abschaum der Menschheit 1 Kor 4,12-13

  • Den alten Adam ausziehen

    Den alten Adam ausziehen – Kolosser 3,9 und Epheser 4,22–24

    Die Rede vom „alten Adam“ gehört zu den zentralen Bildern des Neuen Testaments, wenn es um die Erneuerung des Menschen in Christus geht. Der Apostel Paulus gebraucht dieses Bild, um die tiefgreifende Veränderung zu beschreiben, die der Glaube bewirkt. In Kolosser 3,9–10 heißt es:

    Belügt einander nicht. Denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn geschaffen hat.“

    Und ähnlich in Epheser 4,22–24:

    Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung zugrunde geht durch die Begierden des Irrtums. Erneuert euch aber im Geist eures Sinnes und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

    Mit dem „alten Menschen“ oder dem „alten Adam“ meint Paulus die vom Egoismus, der Selbstsucht und der Sünde bestimmte Existenz des Menschen, wie sie seit dem Sündenfall Adams die menschliche Natur prägt. Der „alte Adam“ steht für den Menschen, der sich von Gott entfremdet hat und sein Leben aus eigener Kraft, nach eigenem Willen gestalten will – mit allen zerstörerischen Folgen für sich und andere.

    Demgegenüber steht der „neue Mensch“, der durch Christus geschaffen wird. In der Taufe und im Glauben geschieht ein radikaler Wandel. Der Mensch verbessert sich nicht nur äußerlich. Er erneuert sich von innen her. Es ist ein Sterben und Auferstehen in geistlicher Weise – der alte Mensch wird „ausgezogen“, der neue „angezogen“. Dieses Bild des Kleidungswechsels verdeutlicht: Christsein bedeutet, täglich neu in der Identität zu leben, die Gott schenkt.

    Veränderung des Verhaltens

    Das „Ausziehen“ des alten Menschen heißt, die alten Verhaltensmuster – Lüge, Zorn, Neid, Selbstsucht – bewusst abzulegen. Das „Anziehen“ des neuen Menschen bedeutet, sich vom Geist Christi prägen zu lassen, in Liebe, Wahrheit und Barmherzigkeit zu leben. Der neue Mensch ist nicht unser eigenes Werk, sondern das Wirken Gottes in uns.

    Theologisch wurzelt dieses Verständnis tief in der paulinischen Schöpfungs- und Erlösungslehre. Der neue Mensch ist „nach dem Bild Gottes geschaffen“. In Christus wird die ursprüngliche Bestimmung des Menschen wiederhergestellt. Das Leben in Gemeinschaft mit Gott. Was in Adam verloren ging, erneuert sich in Christus.

    So ist das Ausziehen des alten Adam kein einmaliger Akt, sondern ein fortwährender Prozess. Jeder Tag im Glauben ist eine neue Entscheidung. In Christus zu leben und den alten, selbstbezogenen Menschen sterben zu lassen. In diesem Sinn ist das Christsein ein täglicher Weg der Umkehr, auf dem das neue Leben in uns wächst – bis der Mensch ganz verwandelt ist in das Bild Christi.

    Der „alte Adam“ steht also nicht nur für Schuld, sondern auch für die Möglichkeit der Erneuerung: Wer ihn ablegt, darf neu beginnen – als ein Mensch, der in Gottes Gnade lebt und aus ihr handelt.

  • Bei Adam und Eva anfangen

    Bei Adam und Eva anfangen Gen 3,20

  • Herumlaufen wie Adam und Eva

    Herumlaufen wie Adam und Eva

  • Von Adam und Eva stammen

    Von Adam und Eva stammen Gen 4,1

  • Seit Adams Zeiten

    Seit Adams Zeiten Gen 2,7

  • Adamsapfel

    Adamsapfel – Obwohl in der Bibel nicht genau bezeichnet, gilt die verbotene Frucht von altersher als Apfel. Dieser blieb nach altem Volksglauben in Adams Hals stecken und gab dem vorstehenden Kehlkopf des Mannes seinen Namen.
    1. Mose 3,6

  • Einen Adamsapfel haben

    Einen Adamsapfel haben Gen 2,17

  • Im Adamskostüm

    Im Adamskostüm Gen 2,25

  • Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler

    Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler“ – Ein biblisches Bild vom Gericht und der Wahrheit
    (Matthäus 35,38; Lukas 17,37; Hiob 39,30; Habakuk 1,8)

    Der Satz „Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler“ stammt aus dem Neuen Testament (Matthäus 24,28). Auf den ersten Blick klingt er merkwürdig und sogar etwas abstoßend. Doch wie viele Bilder in der Bibel trägt auch dieses eine tiefere Bedeutung. Es will nicht über Tiere oder Tod sprechen, sondern über das Wirken Gottes in der Welt und die Unvermeidlichkeit der Wahrheit.

    Bei Matthäus und Lukas

    Jesus spricht diesen Satz, als er seinen Jüngern vom Ende der Zeiten erzählt. Viele Menschen werden in dieser Zeit behaupten, sie wüssten, wo der Messias sei oder wann genau das Ende komme. Jesus aber sagt:

    „Glaubt ihnen nicht! Denn wie der Blitz vom Osten bis zum Westen leuchtet, so wird das Kommen des Menschensohnes sein.“ Und dann fügt er hinzu: „Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.“

    Auch im Lukasevangelium (17,37) steht dieser Satz in einem ähnlichen Zusammenhang. Die Jünger fragen: „Wo wird das geschehen, Herr?“ – und Jesus antwortet mit genau diesen Worten.

    Damit will er sagen: Wenn das göttliche Gericht kommt, wenn Gott in die Welt eingreift, wird es nicht verborgen, nicht versteck und nicht zufällig geschehen. Es wird so deutlich und unausweichlich sein wie Adler, die man schon von weitem über einem Kadaver kreisen sieht. Das Handeln Gottes ist unübersehbar.

    In der Natur

    Das Bild stammt aus der Naturbeobachtung: Adler (in manchen Übersetzungen auch Geier) finden von selbst dorthin, wo ein totes Tier liegt. Niemand muss sie rufen – sie folgen ihrem Instinkt. Dieses Verhalten ist ein Teil der Ordnung der Schöpfung. In der Bibelstelle Hiob 39,30 wird genau das beschrieben:
    Seine Jungen saugen Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist er.“

    Hier wird der Adler nicht negativ dargestellt, sondern als ein Tier, das in Gottes Schöpfung seinen Platz hat. Es sorgt für den Kreislauf des Lebens, indem es Verwesung und Neuanfang miteinander verbindet.

    Übertragen auf Jesu Wort bedeutet das: Auch Gottes Handeln folgt einer Ordnung. Wo Schuld, Unrecht und geistlicher Tod sind, da wird Gottes Gerechtigkeit sichtbar – ganz natürlich, so wie Adler über dem Aas.

    Die Adler als Zeichen des Gerichts

    In der Prophetie des Habakuk (1,8) wird das Adlerbild deutlich mit dem Gericht Gottes verbunden. Der Prophet beschreibt die Babylonier, die als Werkzeug des göttlichen Gerichts über Israel kommen, mit den Worten:
    Sie fliegen dahin wie ein Adler, der sich auf die Beute stürzt.

    Der Adler ist hier ein Symbol für Schnelligkeit, Stärke, Unausweichlichkeit. Wenn das Unrecht überhandnimmt, lässt Gott nicht zu, dass es ungestraft bleibt. Sein Gericht „fliegt“ herbei, sobald das Böse offenbar ist.

    Jesu Wort knüpft an dieses Denken an: Wo das Aas ist – also das Verderbte, das Sündige, das Todgeweihte –, da erscheinen die Adler – also die Zeichen des göttlichen Gerichts. Gott sieht das Böse, und er lässt es nicht einfach geschehen.

    Was es bedeutet:

    Im übertragenen Sinn kann man sagen: Das, was im Inneren verdorben ist, zieht das Gericht an.

    Das gilt nicht nur für Völker und Gesellschaften, sondern auch für jeden einzelnen Menschen. Wenn jemand dauerhaft in Lüge, Ungerechtigkeit oder Lieblosigkeit lebt, dann sammelt sich irgendwann das „Gericht“ – die Folgen dieser Haltung werden sichtbar.

    Aber in diesem Bild liegt nicht nur eine Drohung. Es ist auch eine Mahnung zur Wachsamkeit und ein Ruf zur Umkehr. Wer auf die Zeichen achtet, wer die Wahrheit sucht und sich von Gott führen lässt, wird das Kommen des Menschensohnes nicht fürchten müssen.

    *

    Das Sprichwort „Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler“ ist also weit mehr als eine düstere Naturbeobachtung. Es sagt:

    • Nichts bleibt verborgen.
    • Wo Verderben herrscht, dort wird die Wahrheit sichtbar.
    • Gottes Ordnung wirkt – sichtbar und gerecht.

    Man kann es auch ganz allgemein verstehen: In einer Welt, in der vieles verfällt – in Moral, Wahrheit oder Glaube –, wird irgendwann offenbar, was echt und was tot ist. Die „Adler“ stehen dann für das Sichtbarwerden der Wahrheit, für die Klarheit, die alles ans Licht bringt.

    *

    Jesu Wort erinnert daran, dass man das Wirken Gottes nicht berechnen oder verstecken kann. Es zeigt sich von selbst – so sicher wie Adler, die ein Aas finden.

    Darum lädt dieser Satz dazu ein, achtsam zu leben, ehrlich mit sich selbst zu sein und die Zeichen der Zeit richtig zu deuten. Denn wo geistlicher Tod ist, wird auch das Gericht sichtbar – aber wo Leben und Gerechtigkeit sind, da leuchtet das Licht Gottes.

  • Alt und grau werden

    Alt und grau werden – 1. Samuel 12,2

    Im ersten Buch Samuel spricht der Prophet Samuel zum Volk Israel:

    Und nun siehe, ich bin alt und grau geworden, und meine Söhne sind bei euch; ich bin vor euch hergegangen von meiner Jugend an bis auf diesen Tag.“ (1 Sam 12,2)

    Diese Worte stammen aus Samuels Abschiedsrede, die er hält, nachdem Israel sich einen König gewünscht hat. Samuel, der sein Leben lang als Richter, Prophet und Führer des Volkes gewirkt hatte, erkennt, dass seine Zeit zu Ende geht. Er blickt zurück auf ein langes Leben im Dienst Gottes und gesteht offen: Die Jahre haben Spuren hinterlassen. „Alt und grau“ zu sein, bedeutet hier nicht Schwäche oder Wertlosigkeit, sondern Reife, Erfahrung und Treue.

    Samuel erinnert das Volk daran, dass er ihnen von Jugend an gedient hat – mit Aufrichtigkeit, mit Mut und mit der Verantwortung, Gottes Willen zu verkünden. Sein Alter ist ein Zeichen der Vollendung eines treuen Lebensweges. Er hat seine Aufgabe erfüllt, und nun übergibt er das Amt an den jungen König Saul. Das ist nicht einfach, doch Samuel tut es im Vertrauen darauf, dass Gott seine Geschichte weiterführt.

    Der biblische Blick auf das Altwerden unterscheidet sich oft von der modernen Sicht. In einer Zeit, in der Jugend und Leistung hoch geschätzt werden, erinnert die Bibel daran, dass das Alter ein Geschenk ist – eine Lebensphase, in der Weisheit und Erfahrung ihren besonderen Wert haben. In den Psalmen heißt es:

    Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und bis ihr grau werdet, will ich euch tragen.“ (Jes 46,4)

    Dieses Wort Gottes ist eine Verheißung: Gott bleibt treu, auch wenn Kräfte schwinden. Altwerden bedeutet nicht, von Gott verlassen zu sein, sondern in neuer Weise seine Nähe zu erfahren. Wie Samuel dürfen Menschen im Alter zurückblicken und zugleich darauf vertrauen, dass Gott den Weg weitergeht – mit den Jüngeren, die nachfolgen, und mit ihnen selbst, die in Gottes Händen geborgen bleiben.

    Alt und grau werden“ ist also kein Ende, sondern Teil eines größeren Ganzen. Es ist der Abschnitt, in dem das Vertrauen wachsen darf, dass Gott, der am Anfang stand, auch am Ende da ist. Das Leben in seiner ganzen Spannweite – von der Jugend bis ins Alter – steht unter seinem Segen. So wird das Altwerden zu einem Zeugnis dafür, dass Gott mitgeht, trägt und vollendet.

  • Ein biblisches Alter erreichen

    Ein biblisches Alter erreichen

  • Ein Anathema sprechen (sein)

    Ein Anathema sprechen oder sein nach 1 Kor 16,22 und Röm 9,3

    Der Ausdruck Anathema entstammt dem Griechischen (ἀνάθεμα) und bedeutet ursprünglich „das dem Bann Geweihte“ oder „das Ausgeschlossene“. Im biblischen Sprachgebrauch bezeichnet er etwas oder jemanden, der von der Gemeinschaft Gottes oder der Glaubenden ausgeschlossen ist – nicht unbedingt aus Hass, sondern als ernste Folge der Trennung von Gott. In den neutestamentlichen Briefen, besonders in 1 Korinther 16,22 und Römer 9,3, begegnet uns der Begriff in zwei sehr unterschiedlichen, aber tief zusammenhängenden Bedeutungen.

    In 1 Kor 16,22 schreibt Paulus am Ende seines ersten Briefes an die Korinther:

    „Wer den Herrn nicht liebt, sei verflucht (Anathema). Maranatha!“

    Diese Worte klingen hart, doch sie sind Ausdruck der ernsten Glaubensüberzeugung des Paulus: Die Liebe zu Christus ist der entscheidende Maßstab des Glaubens. Wer sich dem entzieht oder den Herrn bewusst ablehnt, trennt sich selbst von der Gemeinschaft der Erlösten. Das Anathema ist hier kein willkürlicher Fluch, sondern eine Beschreibung dieses selbstverschuldeten Zustandes – eine Warnung, die die Dringlichkeit des Glaubens unterstreicht. Das aramäische Wort Maranatha („Unser Herr, komm!“) fügt eine eschatologische Dimension hinzu. Die Ankündigung des kommenden Herrn macht deutlich, wer in der Liebe zu ihm steht und wer nicht.

    Ganz anders, aber ebenso eindrücklich verwendet Paulus das Wort in Römer 9,3:

    „Ich selbst wünschte, verflucht (Anathema) zu sein, getrennt von Christus, um meiner Brüder willen, meiner Stammesverwandten nach dem Fleisch.“

    Hier kehrt sich die Bedeutung um. Paulus spricht kein Anathema über andere, sondern wäre – in seiner tiefen Liebe zu seinem Volk Israel – sogar bereit, selbst ein Anathema zu sein, also sich von Christus zu trennen, wenn dadurch seine Brüder gerettet würden. Das ist natürlich kein theologisches Programm, sondern eine rhetorisch-emotionale Zuspitzung. Sie zeigt, wie sehr Paulus das Heil der anderen über sein eigenes Wohl stellt. Das Anathema wird hier zum Zeichen selbstloser Liebe, zur paradoxen Ausdrucksform christlicher Hingabe.

    Vergleicht man beide Stellen, so wird deutlich: Das Anathema ist im Denken des Paulus kein Instrument der Verurteilung, sondern ein Ausdruck tiefster geistlicher Realität. In 1 Kor 16,22 geht es um die Konsequenz der Lieblosigkeit gegenüber Christus; in Röm 9,3 um die grenzenlose Liebe, die selbst auf das eigene Heil verzichten würde. Zwischen beiden Texten spannt sich ein Bogen vom Gericht zur Barmherzigkeit, vom Ausschluss zur selbstaufopfernden Liebe. Paulus macht damit deutlich, dass Glaube nicht bloß Bekenntnis ist, sondern Beziehung – zu Christus und zu den Menschen. Das Anathema verweist so letztlich auf die Ernsthaftigkeit dieser Beziehung: Sie ist alles entscheidend, weil sie über Leben und Heil bestimmt.

  • Was deines Amtes nicht ist, …

    Was deines Amtes nicht ist, da lass deinen Vorwitz (Sirach 3, 24).
    Viele werden den Satz aus dem Buch des Jesus Sirach schon einmal irgendwo gehört haben. Sirach weist jede Einmischung in fremde Angelegenheiten zurück und ermahnt, sich auf die eigenen Verantwortungen zu konzentrieren und die eigene Kompetenz nicht zu überschreiten. Er rät zu einem angemessenen Verhalten, dass auch übertriebene Neugier oder Aufdringlichkeit vermeidet. 

    Was deines Amtes nicht ist: Der Satz ist eine Ermahnung, sich um die eigenen Zuständigkeiten zu kümmern und sich nicht in Angelegenheiten einzumischen, die nicht zum eigenen Aufgabenbereich gehören. Es ist ein Rat, sich auf eigene Pflichten zu konzentrieren und übermäßige Einmischung in fremde Dinge zu vermeiden. 

    Mit anderen Worten und etwas pointierter sagt Sirach (in der Übersetzung der Lutherbibel 1912) uns: „Kümmer dich nicht um Dinge, die dich nichts angehen, und mische dich nicht in Angelegenheiten ein, für die du nicht zuständig bist.“

    Der robusten Zurückweisung lässt Sirach eine Begründung folgen: Was deines Amtes nicht ist, da laß deinen Vorwitz; denn dir ist schon mehr befohlen, als du kannst ausrichten.

    Der Schreiber appelliert mit diesem Satz an seine Leser, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren und jeden Übereifer zu vermeiden, um keine Probleme zu verursachen oder sich selbst zu überfordern.

    Im Alltag kann der Satz in verschiedenen Zusammenhängen ver-wendet werden. Wenn jemand sich zu sehr in die Angelegenheiten anderer einmischt oder sich für Dinge zuständig fühlt, für die er nicht verantwortlich ist.  Er ist ein guter Rat zur Besonnenheit und zur Fokussierung auf die eigenen Verantwortlichkeiten. 

    In der Lutherbibel 2017 lautet die entsprechene Stelle: „Mit dem, was dir nicht aufgetragen ist, gib dich nicht ab; denn dir ist schon mehr gezeigt, als Menschenverstand fassen kann.“ Der Nachsatz enthält dabei eine großartige Zusage.

    ***

    Was deines Amtes nicht ist

    Was dir nicht aufgetragen ist, damit befasse dich nicht. Denn dir ist schon mehr gezeigt, als dein Verstand zu fassen vermag.
    In dieser Aufforderung liegt eine tiefe Weisheit, die drei Sichtweisen erlaubt:

    Sie erinnert an das Vertrauen in das göttliche Geheimnis. Nicht alles ist uns zur Erkenntnis gegeben, und manches bleibt verborgen, weil es über unser Maß hinausgeht. Der Mensch ist eingeladen, sich in Demut auf das zu konzentrieren, was ihm anvertraut ist. In der Gewissheit, dass Gott im Verborgenen wirkt und das Wesentliche offenbart.

    Aus dieser Gewissheit spricht das Motiv der Maßhaltung und Selbsterkenntnis. Schon Sokrates lehrte, dass Weisheit darin besteht, die eigenen Grenzen zu kennen. Nicht alles Denken führt zur Wahrheit, und nicht jede Frage ist uns zu beantworten bestimmt. Hier offenbart sich eine Haltung der inneren Ordnung: den eigenen Horizont zu akzeptieren und ihn behutsam zu erweitern.

    Schließlich verweist der Satz auf die Gefahr der Überforderung und Zersplitterung. Wer sich ständig mit dem Unzugänglichen befasst, verliert Energie und Orientierung. Stattdessen kann es heilsam sein, sich auf das zu konzentrieren, was im eigenen Einflussbereich liegt. Auf das, was jetzt verstanden, gefühlt und gestaltet werden kann. So wächst nicht nur Klarheit, sondern auch seelische Ruhe.

    Der Satz ermahnt zu einer Haltung der Achtsamkeit, der Demut und des Vertrauens. Das Wesentliche ist uns längst vor Augen gestellt, doch unser Blick muss still werden, um es zu erkennen.


  • Gut angeschrieben sein

    Gut angeschrieben sein Hebr 12,22-24

  • Im Schweiße deines Angesichtes

    Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. (1. Mose 3,19)

    Gott weist den Menschen in seine Schranken.

    Der Satz „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen“ (1. Mose 3,19) ist ein eindrucksvolles Wort der Bibel. Er stammt aus dem Bericht vom Sündenfall im 1. Buch Mose, wo Gott zu Adam spricht, nachdem dieser das Gebot übertreten hat. Mit diesen Worten beschreibt Gott die neue Realität des Menschen nach der Trennung von ihm: Das Leben, das zuvor mühelos und harmonisch im Garten Eden verlief, wird nun von Arbeit, Mühsal und Vergänglichkeit geprägt.

    Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen,
    bis du wieder zur Erde zurückkehrst;
    denn von ihr bist du genommen.
    Denn Staub bist du
    . Und zum Staub kehrst du zurück.“ (1. Mose 3,19)

    Diese Worte beschreiben nicht eine Strafe im engen Sinne, sondern eine Folge der Entfremdung von Gott. Der Mensch, der selbst sein wollte wie Gott, erlebt nun die Begrenztheit seines Daseins: Er muss für sein Leben kämpfen, arbeiten, sich mühen. Der Boden bringt Dornen und Disteln hervor. Die Schöpfung, einst Ort der Freude, wird zum Ort des Widerstands.

    Doch auch in dieser Mühe bleibt ein göttlicher Sinn verborgen. Arbeit ist nicht nur Last, sondern bleibt Ausdruck der Gottebenbildlichkeit des Menschen. Schon vor dem Sündenfall war der Mensch berufen, die Erde zu bebauen und zu bewahren (Gen 2,15). Der Schweiß des Angesichts erinnert uns daran, dass Arbeit zum Wesen des Menschen gehört – sie ist Teil seiner Berufung, Mitgestalter der Schöpfung zu sein.

    In der christlichen Sozialethik wird dieser Gedanke weitergeführt: Arbeit ist nicht nur Mittel zum Lebensunterhalt, sondern Ausdruck von Würde und Gemeinschaft. Durch Arbeit gestaltet der Mensch die Welt und trägt Verantwortung für andere. Zugleich aber mahnt die Bibel, dass Arbeit niemals Selbstzweck oder Zwang sein darf. Der Mensch ist mehr als seine Leistung. Das Gebot des Sabbats erinnert daran, dass der Mensch zur Ruhe, zum Innehalten und zur Begegnung mit Gott geschaffen ist.

    In der modernen Arbeitswelt steht dieser biblische Gedanke in besonderer Spannung. Viele Menschen erfahren Arbeit heute als Belastung – unter Leistungsdruck, Unsicherheit oder Sinnverlust. Andere wiederum suchen in ihr Erfüllung und Identität. Das Wort aus 1. Mose 3,19 erinnert daran, dass Arbeit immer beides bleibt: Mühe und Berufung, Schweiß und Segen. Es ruft dazu auf, Arbeit so zu gestalten, dass sie dem Leben dient – nicht es zerstört.

    Die christliche Sozialethik fordert daher, dass Arbeit menschenwürdig, gerecht und solidarisch organisiert wird. Faire Löhne, soziale Sicherheit, Mitbestimmung und Schutz der Schwachen sind nicht nur wirtschaftliche Themen. Sie sind Ausdruck des biblischen Gebots der Nächstenliebe. Arbeit soll nicht entfremden, sondern verbinden – den Menschen mit der Schöpfung, mit anderen und mit Gott.

    Im Licht des Neuen Testaments gewinnt der Satz eine neue Tiefe. Christus selbst teilt die Mühe des menschlichen Lebens. Im Garten Getsemani schwitzt er „wie Blutstropfen“ (Lk 22,44). Er nimmt die Last der Welt auf sich, um sie zu erlösen. In ihm wird die Mühsal der Arbeit verwandelt in Dienst und Hingabe. Der Schweiß des Angesichts bleibt, aber er wird getragen von der Hoffnung, dass Gott auch im Alltag gegenwärtig ist.

    So erinnert uns der Satz „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“ an die Realität menschlicher Mühe – aber auch an die Würde, die darin liegt. Arbeit ist Teil unseres Weges in dieser Welt – und in jeder Anstrengung, in jedem Dienst und in jeder gerechten Tat darf etwas von Gottes schöpferischer Kraft sichtbar werden.

  • Sein Angesicht über jemand leuchten machen

    Sein Angesicht über jemand leuchten machen 4.Mos.6,25

  • Von Angesicht zu Angesicht

    Von Angesicht zu Angesicht – Exodus 33,11

    In Exodus 33,11 heißt es:

    Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet.“

    Dieser Satz gehört zu den eindrucksvollsten Beschreibungen der Gottesbeziehung im Alten Testament. Er steht für eine einzigartige Nähe zwischen Gott und Mensch. Mose, der Führer Israels, begegnet Gott nicht aus der Ferne, sondern in einer persönlichen, vertrauensvollen Beziehung – wie ein Mann mit seinem Freund redet. Das ist ein erstaunliches Bild, denn im Alten Testament wird sonst immer wieder betont, dass niemand Gott von Angesicht zu Angesicht sehen kann und lebt (vgl. Ex 33,20).

    Diese Spannung – zwischen Gottes Nähe und seiner Unverfügbarkeit – macht die Tiefe dieser Aussage aus. Von Angesicht zu Angesicht bedeutet hier nicht, dass Mose Gott in seiner vollen Herrlichkeit sieht. Vielmehr drückt es aus, dass er in einzigartiger Weise mit Gott verbunden ist: Er hört Gottes Stimme unmittelbar, ohne Vermittlung, und lebt aus einer Beziehung, die auf Vertrauen und Gehorsam gründet.

    In der Geschichte Israels ist Mose der Mittler zwischen Gott und dem Volk. Auf dem Sinai empfängt er die Gebote, im Zelt der Begegnung spricht er mit Gott über die Führung des Volkes. Dieses Reden von Angesicht zu Angesicht ist Zeichen einer lebendigen, persönlichen Beziehung. Gott bleibt zwar der Heilige und Unbegreifliche, aber er offenbart sich in Liebe und Zuwendung – er sucht Gemeinschaft mit dem Menschen.

    Theologisch weist diese Szene über Mose hinaus. Im ganzen Alten Testament bleibt der Wunsch nach unmittelbarer Gemeinschaft mit Gott lebendig. In den Propheten wird davon gesprochen, dass Gott eines Tages sein Volk von Angesicht zu Angesicht erkennen lasse (vgl. Jer 31,34). Diese Hoffnung erfüllt sich nach neutestamentlichem Verständnis in Jesus Christus. In ihm wird das Unsichtbare sichtbar, das Ferne nahe. Der Evangelist Johannes schreibt:

    Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn uns verkündet. (Joh 1,18)

    Was Mose im Ansatz erfahren durfte, wird in Christus zur Wirklichkeit für alle Glaubenden. In Jesus begegnet der Mensch Gott tatsächlich von Angesicht zu Angesicht. Er ist das menschgewordene Angesicht Gottes – die sichtbare Offenbarung seiner Liebe und Barmherzigkeit.

    Doch auch im Glauben bleibt ein Geheimnis: Jetzt sehen wir Gott nur „wie in einem Spiegel, in einem Rätsel“ (1 Kor 13,12). Erst in der Vollendung, so verspricht Paulus, werden wir ihn wirklich sehen – von Angesicht zu Angesicht. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass das, was Mose in Ansätzen erlebte, eines Tages für alle Wirklichkeit wird: die ungetrübte Gemeinschaft mit Gott.

    So steht Exodus 33,11 als biblisches Zeugnis für das Herzstück des Glaubens – dass Gott nicht fern bleibt, sondern Beziehung sucht. Von Angesicht zu Angesicht bedeutet: Gott wendet sich dem Menschen zu, persönlich, liebevoll, treu. Diese Nähe trägt das Leben des Glaubenden – jetzt im Glauben, einst in der Herrlichkeit.

    Der Satz ist zu einem geflügelten Wort geworden, dass beschreibt, wie zwei Menschen ernsthaft und vertrauensvoll miteinander reden, ehrlich, direkt, aufrichtig – face to face; von Angesicht zu Angesicht.

  • Angst und Bange werden

    Angst und Bange werden Ez 30,13

  • Ohne Ansehen der Person

    Ohne Ansehen der Person 5.Mo.1,17; 1.Petr 1,17